Sechs Tote bei blutigem Verbrechen auf Jersey
London/St. Helier (dpa) - Die britische Kanalinsel Jersey ist Schauplatz eines blutigen Verbrechens mit sechs Toten geworden. Vier Opfer gehörten nach Polizeiangaben zu derselben Familie.
Als mutmaßlicher Täter wurde ein 30-jähriger Mann festgenommen, bei dem es sich nach Medienberichten um den Familienvater handeln soll. Er stammt ebenso wie die sechs Opfer aus Polen, wie die polnische Botschaft in London bestätigte.
Die Opfer wurden am Sonntag in einer Wohnung in der Inselhauptstadt St. Helier entdeckt. Der Festgenommene hatte ebenfalls schwere Stichverletzungen und musste operiert werden. Er wird verdächtigt, seine Frau, ihre beiden Kinder und seinen Schwiegervater erstochen zu haben, wie die britische Nachrichtenagentur PA am Montagabend berichtete. Ein Freund des Verdächtigen sagte, es sei eine „fast perfekte Familie“ gewesen. Bei den beiden anderen Toten handelt es sich demnach um eine Freundin seiner Frau und deren Tochter.
Als die von Nachbarn alarmierte Polizei am Tatort eintraf, fand sie fünf Tote mit Stichwunden vor - die drei Kinder sowie einen Mann und eine Frau. Eine zweite Frau war schwer verletzt und starb wenig später im Krankenhaus.
„Das hat die Menschen auf unserer Insel zutiefst geschockt“, sagte der Chef der Regionalregierung von Jersey, Terry Le Sueur. „Viele werden in den nächsten Tagen Trost und Hilfe brauchen, wofür wir sorgen werden.“ Jersey sei eigentlich „ein sicherer Ort und derart schreckliche Ereignisse sind hier äußerst selten“.
Ein Nachbar berichtete, er habe Sonntagnachmittag eine Frau schreien hören: „Bitte hilf mir, Gott, hilf mir!“ Daraufhin habe er die Polizei alarmiert. Später habe man erkennen können, dass die Leichen in der Wohnung blutüberströmt gewesen seien.
Der leitende Ermittler Stewart Gull sagte: „Es versteht sich von selbst, wenn man mit mehreren Toten zu tun hat, Frauen, Männer und vor allem kleine Kinder, dass man Unmensch wäre, wenn einen dieses nicht erschüttern würde.“ Die Polizei hatte noch am Abend zahlreiche Zeugen vernommen, hoffte aber auf weitere Hinweise aus der Bevölkerung.
Laut britischen Medienberichten vom Montag sucht die Polizei nach keinem weiteren Tatverdächtigen. Gull sagte allerdings nur, die Ermittlungen seien „sehr komplex und brauchen Zeit“. Es sei der erste mutmaßliche Mordfall auf der Insel zwischen Großbritannien und Frankreich seit sieben Jahren.