Seit 20 Jahren ist Rangar Yogeshwar der Erklärbär
Der „Quarks & Co“-Moderator Ranga Yogeshwar spricht über die Liebe zum Dozieren und seine Motivation.
Köln. Seit 20 Jahren erklärt er in der WDR-Wissenssendung „Quarks & Co“ den Fernsehzuschauern nichts weniger als die Welt: von Fukushima bis zu Alkoholselbsttests. Ranga Yogeshwar (54) feiert das mit einer Geburtstagssendung am kommenden Dienstag von 21 bis 22 Uhr.
Herr Yogeshwar, was reizt auch nach 20 Jahren noch an „Quarks & Co“?
Ranga Yogeshwar: Eine Kombination aus mehreren Dingen. Es gibt kaum Sendungen, die komplizierte Dinge einfach — und richtig — erklären. Wir bleiben unserem Ziel treu, auch wenn wir uns verändern. Vor 20 Jahren gab es noch kein Internet. Heute nutzen wir beispielsweise Computersimulationen und sind bei Facebook vertreten.
Fasziniert Sie der technische Fortschritt oder fordert er Sie mitunter?
Yogeshwar: Ich bin neugierig und begleite Entwicklungen gerne aktiv. Wandel heißt auch, dass wir uns wandeln können. Es ist schon beeindruckend: Das Wählscheibentelefon brauchte 100 Jahre, um in jeden Haushalt zu kommen. Das Mobiltelefon hingegen benötigte nur zehn Jahre. Die Entwicklungen verändern die Gesellschaft. Wir sind Zeugen davon und müssen versuchen, persönlich damit umzugehen, und uns fragen: Was können wir anders machen? Das möchte ich in meiner Sendung vermitteln.
Die Chancen stehen gut, dass es „Quarks & Co“ in 20 Jahren noch gibt, weil es immer wieder etwas Neues zu erklären gibt.
Yogeshwar: Ja, aber dann müssen Sie mit jemand anderem reden (lacht). Irgendwann sind Jüngere am Zug.
Werden Sie das Moderieren denn nicht vermissen?
Yogeshwar: Fernsehen ist kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck. Ich kläre gerne auf, würde aber nicht kollabieren, wenn ich nicht mehr moderieren könnte.
Sie geben gern den Oberlehrer, oder?
Yogeshwar: Das klingt so streng. „Erklärbär“ finde ich da passender. Ich liebe es zu erklären und finde unseren Bildungsauftrag extrem wichtig.
Sind Sie privat auch so?
Yogeshwar: Privat bin ich noch viel schlimmer als im Fernsehen. Ich doziere von innen heraus. Für meine vier Kinder ist das manchmal nervig, sie verdrehen dann die Augen.
Wie begeistern Sie denn dann Ihre Kinder für Bildung?
Yogeshwar: Ich lebe ihnen das vor. Meine Begeisterung färbt ab. Eltern dürfen nicht nur reden, sie müssen auch handeln. Wenn Eltern zum Beispiel nicht lesen, nehmen die Kinder auch kein Buch in die Hand.
Gibt es in der Gesellschaft zu wenig Interesse an Wissenschaft?
Yogeshwar: Ja, dafür gibt es zu wenig Bewusstsein. Es gilt noch als schick, wenn man sagt: „Mathe konnte ich eh’ nie.“ Zunächst war es auch schwer, im WDR ein Wissenschaftsprogramm durchzusetzen. Ironischerweise half die Quote unserer neuen Sendung auf die Sprünge. Denn wir waren erfolgreich — und sind es erfreulicherweise auch geblieben. Ich hoffe sehr, dass die ARD bald endlich nachzieht und in der Hauptsendezeit im Ersten einen festen Sendeplatz für die Wissenschaft etabliert.
Bei welchen Themen schalten denn die Zuschauer ein? Alltagsthemen?
Yogeshwar: Die Menschen denken nicht so utilitaristisch, im Sinne von: Was bringt mir das? Astronomie beispielsweise interessiert viele Zuschauer, obwohl es nicht zu ihrem Alltag gehört. Es gibt Themen, die auf den ersten Blick unscheinbar sind, durch unsere Herangehensweise aber interessant werden.
Zum Beispiel . . .
Yogeshwar: Das Thema „Klo“. Es wird spannend, wenn man bedenkt, dass mehr als eine Milliarde Menschen kein Klo haben. In Slums führt das beispielsweise dazu, dass Frauen, die sich nachts draußen erleichtern, überfallen und vergewaltigt werden. Sie sehen: Auch in einem scheinbar profanen Thema kann sozialer Sprengstoff stecken.