Sexualtäter geht freiwillig ins Gefängnis
Karl D. hatte erfolglos eine neue Bleibe gesucht. In der Haftanstalt will er in Ruhe gelassen werden.
Heinsberg. Die Menschen in Randerath sind erleichtert — Kinderschänder Karl D. ist aus dem Dorf verschwunden. Monatelang hatten die Bewohner gegen den unerwünschten Nachbarn protestiert, der nach der Entlassung aus der Haft bei seinem Bruder untergekommen war. Der 58-Jährige ist jetzt freiwillig in ein Spezial-Gefängnis gegangen und will sich dort therapieren lassen.
„Es war schon äußerst unangenehm, nicht zu wissen, wo er gerade steckt“, sagt Emmi Haus (66). Sie gehörte zum harten Kern der Demonstranten in dem Ortsteil von Heinsberg. Karl D. wurde zwar rund um die Uhr überwacht, schlug der Polizei aber immer wieder ein Schnippchen. Deshalb bekamen die Beamten auch Fahrräder, damit sie D. verfolgen konnten, wenn er wieder einmal über die Felder das Weite suchen wollte.
Nach Informationen der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) hat sich D. vor rund drei Wochen freiwillig in die sozialtherapeutische Anstalt Gelsenkirchen, eine Sondereinrichtung des geschlossenen Strafvollzuges mit 57 Haftplätzen begeben. „Die Situation war für die Familie seines Bruders unerträglich geworden“, sagt D.’s Anwalt Wolfram Strauch. Sie hatte den 58-Jährigen fast zwei Jahre lang beherbergt. Rund um das Haus befand sich ständig Polizei, Demonstrationen von Anwohnern zehrten an den Nerven.
D. hatte sich seit mehr als einem Jahr darum bemüht, eine neue Bleibe zu finden. Allerdings wurde er unter anderem in Köln, Düren, Mönchengladbach und Berlin abgewiesen, als die Öffentlichkeit aufmerksam wurde. „Es ist ein Trauerspiel“, sagt Anwalt Strauch. So habe er versucht, in der Anonymität von Berlin unterzutauchen, doch dort sei er von der Polizei noch aufwendiger überwacht worden als in NRW. Da habe D. keinen anderen Rat mehr gewusst, als freiwillig in ein Gefängnis zu gehen, „um in Ruhe gelassen zu werden“.
Doch nicht alle Bürger in Randerath wähnen sich in völliger Sicherheit. Ortsvorsteher Alexander Schmitz (56) hat Bedenken: „Grundsätzlich bin ich über seinen Schritt ja froh — doch er kann ja immer wieder raus.“ Und Emmi Haus glaubt: „Der ist nicht zu therapieren.“