Sie ist Müntes spätes Glück
Michelle Schumann aus Herne ist in der SPD mit Fleiß und Frische rasant aufgestiegen.
Berlin/ Herne. Michelle Schumann hält am 1. Mai natürlich eine rote SPD-Fahne in der Hand. Die 29-Jährige steht gut gelaunt auf dem Rathausvorplatz ihrer Heimatstadt Herne. Sie lacht, sie redet, schüttelt Hände, hat aber immer die wichtigen Menschen im Blick.
Michelle-Jasmin Schumann ist rasant aufgestiegen in der SPD. Mitglied ist sie seit 1999, im Herner Stadtrat sitzt sie seit 2004. Bei der nächsten Kommunalwahl will sie wieder antreten. Auf Landesebene sorgt die ehemalige Waldorfschülerin, gelernte Kinderpflegerin und studierte Journalistin ebenfalls für Furore.
2004 wird sie als Beisitzerin in den SPD-Landesvorstand gewählt. Jetzt macht sie als neue Partnerin von SPD-Chef Franz Müntefering (69) Schlagzeilen, für den sie seit einem Jahr als wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitet.
Vielen Sozialdemokraten gilt die junge Frau aus einer Kleinunternehmer-Familie als Riesentalent. Mit "Humor und rauchiger Stimme gewinnt sie im Herbst 2004 einen Redewettstreit für politische Hoffnungsträger. Bei der Veranstaltung nennt sie ihr Vorbild: Franz Müntefering.
Fleiß und Frische, gutes Aussehen und Erfolg - Schumann ist derart präsent, dass sie sich in der SPD nicht nur Freunde macht. Bei ihrer jüngsten Wahl zur stellvertretenden Vorsitzenden des Unterbezirks bekam die 29-Jährige "nur 76 Prozent der Stimmen.
Sie müsse manchmal gebremst werden, meinen einige Parteifreunde. Sie sei zu forsch und strebe sehr in den Mittelpunkt. Ihre Befürworter halten dagegen: Schumann habe nie das Vertrauen verletzt, das in sie gesetzt worden sei.
Ihre Karriere war bisher erfolgreich, aber nicht fehlerlos. In Herne posierte sie mal für das Cover eines Kundenmagazins der Stadtwerke. Dafür gab es hämische Kommentare. Ein anderes Mal schrieb eine Zeitung nach einem Schumann-Auftritt in Berlin nicht über Inhalte, sondern über die Kürze ihres Kleides. Dann kann sie richtig sauer werden, obwohl sie als Journalistin wissen sollte, wie das Geschäft funktioniert.
Über ihr Privatleben ist so gut wie nichts bekannt - was sich jetzt ändern könnte. Seit fünf Monaten hat die 29-Jährige einen zweiten Wohnsitz in Berlin, pendelt zwischen Herner Ratssitzungen und der Arbeit für Franz Müntefering. Ein Vertrauter des SPD-Chefs sagt, seit Februar oder März habe sich eine intensive Zuneigung entwickelt.