Sieben Tote bei Amoklauf in US-Universität

Ein ehemaliger Soziologiestudent hat auf einen vollen Hörsaal gefeuert und anschließend sich selbst getötet. 15 weitere Menschen wurden verletzt.

Chicago. Ein Amokläufer hat in einer Universität im US-Bundesstaat Illinois wahllos in einen vollen Hörsaal geschossen und sechs Menschen sowie sich selbst getötet. Der mit zwei Pistolen und einem Gewehr bewaffnete ehemalige Soziologie-Student feuerte am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) auf die Zuhörer einer Geologie-Vorlesung. 15 weitere Menschen wurden verletzt, einer von ihnen schwebt in Lebensgefahr. Das Motiv des Täters war zunächst unklar. Der Vorfall ereignete sich an der Northern Illinois University in DeKalb rund hundert Kilometer westlich von Chicago. Es war die fünfte Schießerei an einer US-Bildungseinrichtung binnen einer Woche.
Der junge Mann sei ganz in schwarz gekleidet gewesen und wenige Minuten vor dem Ende der Vorlesung wortlos hinter einem Vorhang hervorgetreten, berichteten Augenzeugen. Vom Podium aus feuerte er einen Kugelhagel auf die Studenten ab, unter denen Panik ausbrach. "Er hat auf die Menge gezielt. Ich glaube nicht, dass er eine bestimmte Person im Visier hatte", sagte eine Augenzeugin namens Sheila dem Radiosender WBBM. "Ich habe viel Blut gesehen. Meine Kleidung ist voller Blut."
Die Schießerei sei nach wenigen Sekunden vorbei gewesen, sagte der Leiter der Campus-Polizei, Donald Grady, auf einer Pressekonferenz. Zwei Minuten nach dem Hilferuf sei die Polizei im Hörsaal gewesen, sie habe aber keinen einzigen Schuss abgefeuert, da der Amokläufer bereits tot am Boden gelegen habe. Der Campus wurde bis auf weiteres abgesperrt, der Unterricht abgesagt.
Vier Menschen seien noch am Tatort gestorben, unter ihnen der Schütze, sagte Universitätspräsident John Peters vor Journalisten. Drei weitere Verletzte seien im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen. Unter den Toten seien vier Frauen, unter den 15 Verletzten auch der Student, der die Vorlesung hielt. Nach Angaben des Krankenhauses von Kishwaukee hatten alle Opfer Schussverletzungen, einige von ihnen an Kopf oder Brust.
Universitätspräsident Peters sagte, über den Täter sei nur bekannt, dass er im vergangenen Jahr an der Northern Illinois eingeschrieben war, dann aber zu einem anderen Institut übergewechselt sei. Ob die Tat mit dem Valentinstag im Zusammenhang stehe, sei noch nicht klar, teilte die Polizei mit.
Ein Student namens John sagte einem Radiosender: "Er zielte in die Mitte der Klasse ... und dann hat er sich dem Lehrer zugewandt." Die 22-jährige Studentin Dominique Broxton schilderte der Zeitung "Chicago Tribune", vom Fenster ihres Studentenzimmers aus habe sie zwei blutende Verletzte gesehen, die von Rettungssanitätern weggetragen worden seien. Überall seien Polizisten und Fahrzeuge zu sehen. Die Situation sei chaotisch, Studenten liefen herum, niemand wisse, was vorgehe. Im Wohnheim sei über Lautsprecher mitgeteilt worden, dass jemand gefasst worden sei. Die Studenten seien aufgefordert worden, in ihren Zimmern zu bleiben.
An der 1895 gegründeten Northern Illinois University sind mehr als 25.000 Studenten eingeschrieben, unter ihnen 900 Ausländer. 1280 Dozenten sind dort angestellt. In DeKalb befindet sich der Hauptcampus der Universität. In der vergangenen Woche hatte es Schießereien an vier Schulen gegeben, bei den Vorfällen in Kalifornien, Tennessee, Louisiana und Ohio starben insgesamt fünf Menschen. Im April 2007 hatte ein Student an der Virginia Tech University 32 Studenten und Universitätsmitarbeiter erschossen.
In den USA ist das Recht auf Waffenbesitz in der Verfassung verankert.