Skat-Brüder in der Altersfalle
Millionen Deutsche kennen sich mit Reizen und Stechen aus. Doch Nachwuchs ist rar — weil der lieber an der Spielekonsole zockt.
Altenburg. Die Geburtsurkunde ist eine Kladde, in der Altenburger Spieler ihre Gewinne notieren. 1813 wird dort ein neues Spiel namens „Scat“ verzeichnet. Seither hat es seinen Siegeszug angetreten und gehört zum deutschen Kulturgut wie Sauerkraut und Schrebergarten. Nach Angaben des Deutschen Skatverbandes spielen hierzulande 15 bis 20 Millionen Menschen Skat. Viele Verbandsgruppen haben jedoch Mühe, neue Skatspieler zu gewinnen.
Die Altenburger Männertruppe, die als die Väter des Skats gelten, hätten sich jede Woche zu einem Spieleabend getroffen, erzählt Renate Reinhold vom Spielkartenmuseum der Stadt. „Üblich waren damals Tarock und andere Spiele, die das Denken wenig beanspruchen“, erklärt die Fachfrau. „Das war den Altenburger Bürgern zu langweilig.“ So kombinierten sie L’Hombre, Schafkopf, Solo und Tarock und schufen ein neues Spiel.
Wobei sich die Regeln veränderten: „Ursprünglich war es so, dass die Karten verteilt wurden und Vorhand immer das Spiel machen musste“, sagt Peter Luczak, der als Präsident des Internationalen Skatgerichts oberster Regelhüter ist. „Da gingen die meisten Spiele verloren. Das macht keinen Spaß.“ Deshalb sei das Reizen dazugekommen, über das Alleinspieler bestimmt werden.
Im Jubiläumsjahr hat es das Spiel zunehmend schwer, in der Gunst von Jugendlichen mit Spielkonsole und Co. zu konkurrieren. Luczak weiß das aus eigener Erfahrung, konnte er doch an Weihnachten keinen seiner sieben Enkel für ein Spiel gewinnen.
Der Deutsche Skatverband schickt deshalb erfahrene Spieler in Schulen, die Schülern das Spiel beibringen, berichtet Verbandspräsident Peter Tripmaker. Hinzu komme aber, dass immer weniger Ältere bereit seien, einem Verein beizutreten, auch wenn sie dem Skatspiel frönen.
So hat der Verband in zehn Jahren 8000 Mitglieder verloren — 23 800 sind es derzeit. Dass dem Spiel der Nachwuchs ausgeht, glaubt er aber nicht. Und falls doch, gibt es einen Plan B: „Bei größeren Veranstaltungen bieten wir immer auch Rommé an“, erklärt er. „Dann können auch die Frauen der Skatspieler zu den Turnieren mitkommen und da mitspielen. Das fördert den Familiensinn.“