Interview So schützt man sich vor Wespen
Trockenheit und Wärme sorgen dieses Jahr für gute Bedingungen für Wespen. Biologin Melanie von Orlow gibt Tipps, wie man sie fernhalten und sich schützen kann.
Berlin. Trockenheit und Wärme in diesem Jahr begünstigen die Ausbreitung eines kleinen Tiers, das viele Menschen in Panik aufspringen lässt. „Es ist ein super Wespenjahr“, sagt Biologin Melanie von Orlow von der Bundesarbeitsgruppe Hymenoptera (Hautflügler) beim Naturschutzbund. Die sogenannte Schafskälte im Juni, die in früheren Jahren oft einen Rückschlag für die Populationen bedeutete, sei diesmal kein Problem gewesen. Auch Überflutungen seien in den meisten Regionen ausgeblieben.
Die Nester seien unter diesen Bedingungen groß und stark geworden, so dass viele Tiere erfolgreich durchgekommen seien, so von Orlow. Dadurch häuften sich bei ihr etwa seit Mitte Mai die Anfragen von Privatleuten, die wegen Nestern in Hausnähe Rat suchen - ungefähr 400 Anrufer hätten sich gemeldet. Allerdings: Aus Naturschutzgründen sollten Nester aber nicht ohne weiteres entfernt werden — es braucht einen vernünftigen Grund für die Beseitigung. Im Gespräch gibt die Expertin weitere Tipps.
Melanie von Orlow: Man sollte den Wespen möglichst keinen Anreiz bieten, also keine süßen Leckereien draußen bereitstellen. Komposthaufen so umheben, dass das Obst ganz unten liegt und nicht oben präsentiert wird. Mülleimer sollte man immer abdecken, so dass da gar nicht erst eine Futterstelle entsteht.
Von Orlow: Als Erstes muss man sagen: Die Wespe bräuchte vielleicht mehr Schutz vor Ihnen als umgekehrt. Die Wespe hat an Ihnen kein Interesse, sondern allenfalls an Lebensmitteln, die Sie gerade verzehren. Das heißt erstmal: Ruhe bewahren. Die Wespe sieht Sie ganz genauso wie ein Baum oder Möbelstück, das heißt, man muss auch nicht wedeln oder pusten. Wenn sie einen beim Essen partout stört: Leere Gläser stehen ja meist eh herum — drüberstülpen, beiseite stellen, weiteressen.
Von Orlow: Sie sind an Nahrungsmitteln interessiert, die sie verwerten können. Das sind Kohlenhydrate in Form von Zucker und Proteinen, die sie sich gern von Wurstscheiben holen.
Von Orlow: Generell kann man sagen, dass die Süßungsmittel nicht interessant sind. Wespen wollen wirklich den puren Stoff, also Zucker — egal ob das Glukose oder Fruktose ist.
Von Orlow: Nein. Das wird immer wieder proklamiert. Es gibt auch findige Hersteller, die zum Beispiel Wespennestattrappen anbieten. Das ist alles Schaumschlägerei.
Von Orlow: Wespen unterliegen wie alle wildlebenden Tiere dem allgemeinen Naturschutz. Nicht jedes Wespennest muss beseitigt werden, nur weil es da ist. Es gibt genügend Umweltbildungseinrichtungen und Fachleute, die auch da am Telefon gerne beraten.
Von Orlow: Wespenstiche sind nicht gefährlicher als andere Stiche von Bienen, Hummeln, Hornissen. Es ist tatsächlich die Ausnahme, dass Leute wegen einer Wespengiftallergie darauf so stark reagieren. Das betrifft ungefähr drei Prozent der Bevölkerung. Ausnahmen sind Stiche im Mundbereich — das kann zu lebensbedrohlichen Schwellungen führen. Das ist auch mein Argument, gegen Nester vorzugehen, wenn man nicht genügend Abstand halten, also die Sicherheit nicht gewährleisten kann.
Von Orlow: Die beste Variante sind Stichheiler - Geräte, die lokal die Stichstelle erwärmen. Da ist es dann eigentlich so, dass am nächsten Tag gar nicht mehr klar ist, wo eigentlich der Stich gewesen ist. Als zweites gehen natürlich solche Sachen wie halbierte Zitronen, Zwiebel, Rhabarber. Diese klassischen Hausmittel wirken auch, wenn ich sie gleich anwende. Erst danach sollte man dann solche Sachen machen wie kühlen.