Sommerzeit gilt jetzt Wer hat an der Uhr gedreht? Das sind 7 Fakten zur Zeitumstellung
Nun gilt wieder die Sommerzeit. Die Zeitumstellung ist schon immer ein Thema gewesen, worüber sich die Leute gerne streiten. Sieben Fakten zu der umstrittenen Maßnahme.
Am Wochenende wiederholt sich ein bei vielen Deutschen ungeliebtes Ritual: die Zeitumstellung auf die Sommerzeit.
Was hat es mit dieser Regelung auf sich? Und macht die sie überhaupt noch Sinn? Genau für die Antwort auf diese und weitere Fragen hat die WZ ein paar Fakten zur Zeitumstellung parat:
1. Die Geschichte der Zeitumstellung
1916 wurde im Deutschen Kaiserreich ein erster Versuch unternommen, die Sommerzeit einzuführen. Damals stellte man die Uhren allerdings von Ende März bis Ende September eine Stunde vor. Heute werden erst Ende Oktober wieder die Uhren umgestellt.
Zu Beginn der Weimarer Republik im Jahre 1919, wurde die Zeitumstellung abgeschafft und auch in den ersten Jahren des Dritten Reichs nicht wieder eingeführt.
Erst zu Beginn des Zweiten Welkriegs wurde die Sommerzeit aus wirtschaftlichen Gründen wieder eingeführt - um der Rüstungsindustrie eine Stunde mehr Arbeitszeit zu verschaffen.
Nach dem Krieg gab es bei der Zeitregelung ein waschechtes Durcheinander. In westlichen Besatzungszonen galt weiterhin die Sommerzeit. In der sowjetischen Besatzungszone und in Berlin galt die Moskauer Zeit. Moskau ist Deutschland eigentlich zwei Stunden voraus. Zwischen West- und Ostdeutschland entstand somit ein Zeitdefizit von zwei Stunden.
Zwischen 1947 und 1949 galt zu allem Überfluss noch eine Hochsommerzeit vom 11. Mai bis zum 29. Juni, bei der die Uhren noch einmal eine Stunde vorgestellt wurden.
Ab 1950 verstellte dann in Deutschland erst mal niemand mehr die Uhren. Da aber in fast ganz Europa das System der Sommerzeit galt, führte man ab 1980 die Regelung wieder ein - auch aus Hoffnung für Energieeinsparung.
Erst im Jahr 1996 wurden zudem alle Sommerzeiten in Europa vereinheitlicht. Ab dann stellte Deutschland die Uhren von Ende März bis Ende Oktober um und nicht mehr von Ende März bis Ende September.
2. Für fehlende Stunde gibt es in der Nachtschicht keinen Lohn
Wer bei der Zeitumstellung Nachtschicht hat, muss eine Stunde weniger arbeiten, sofern vertraglich nichts anderes festgelegt ist. Diese Stunde bekommen Beschäftigte dann auch nicht bezahlt, erklärt der DGB Rechtsschutz. Wer einen festen Monatslohn bekommt, kann sich freuen - denn die fehlende Stunde hat darauf keine Auswirkung.
Wer nach Stunden bezahlt wird, verliert aber laut DGB Rechtsschutz den Anspruch auf Bezahlung. Auch die Nachtschichtzuschläge für die Stunde entfallen in jedem Fall. Die gute Nachricht wiederum: Beschäftigte müssen die fehlende Stunde nicht nacharbeiten.
3. Eine große Mehrheit der Deutschen will Zeitumstellung abschaffen
Bei einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK gaben 72 Prozent an, dass die Zeitumstellung abgeschafft werden sollte. Nur 23 Prozent der Teilnehmer hielten sie demnach generell für sinnvoll.
Nur 25 Prozent denken zudem, dass die Zeitumstellung in absehbarer Zeit abgeschafft wird - das sind 8 Prozentpunkte weniger als noch im vergangenen Jahr. 72 Prozent glauben das nicht.
4. Ein Ende der Zeitumstellung wird es so schnell nicht geben
Die meisten Teilnehmer der Forsa-Umfrage scheinen mit ihrer Prognose ganz richtig zu liegen: tatsächlich wird in der EU seit langem über ein Ende der Zeitumstellung diskutiert. Konkret plante die Europäische Union dies ab 2018, die EU-Kommission legte einen entsprechenden Gesetzentwurf vor. Das Europäische Parlament stimmte sogar zu, verschob aber das für 2019 geplante Ende der Zeitumstellung auf 2021. Doch tatsächlich zogen die Mitgliedsstaaten nicht mit und legten die Pläne auf Eis.
Das Kernproblem der EU-Diskussion ist eine Uneinigkeit, welche Zeit sich denn überhaupt durchsetzen soll - die sogenannte Normalzeit, also die jetzt auslaufende Winterzeit, oder die Sommerzeit. Ein Flickenteppich mit mehreren Zeitzonen soll vermieden werden, manche EU-Staaten sind grundsätzlich gegen das Ende der Zeitumstellung.
5. Die Negativen Folgen der Zeitumstellung
Die Zeitumstellung ist für viele Menschen wie ein Mini-Jetlag: Sie schlafen schlecht, es fällt ihnen schwer, sich zu konzentrieren - und dann fällt plötzlich auch noch der Berufsverkehr von einem Tag auf den anderen wieder in die Dämmerung. Das kann zu mehr Verkehrsunfällen führen - insbesondere in Zusammenhang mit Wild.
Tiere kennen einfach keine Sommerzeit, sie orientieren sich am Tageslicht. Dämmerung bietet Schutz vor Fressfeinden, deswegen sind sie zu dieser Zeit unterwegs. Gerade Rehe haben als Pflanzenfresser nämlich eine lange Fastenzeit hinter sich und haben nun richtig Heißhunger. Deswegen sind auch April und Mai die unfallträchtigsten Monate - und gerade zwischen 6:00 Uhr und 8:00 Uhr kracht es am häufigsten.
Auch Nutztiere gewöhnen sich nicht direkt an die neue Zeit. Kühe geben einige Tage etwa merkbar weniger Milch.
Zudem werden Kinder wegen des mangelnden Schlafes unkonzentrierter, was sich negativ auf ihre schulischen Leistungen auswirken kann.
Laut der bereits erwähnten Forsa-Umfrage blieb für die große Mehrheit von 73 Prozent der Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit bisher ohne große Folgen. 27 Prozent der Teilnehmer hatten laut Umfrage hingegen schon einmal Probleme - Frauen sind hier mit 34 Prozent deutlich öfter betroffen als Männer mit 21 Prozent.
Diejenigen, die gesundheitliche Probleme nach der Umstellung auf Sommerzeit hatten, fühlten sich zu 80 Prozent danach schlapp und müde. 65 Prozent litten an Schlafstörungen, 39 Prozent konnten sich schlecht konzentrieren. 16 Prozent berichteten sogar von depressiven Verstimmungen. Forsa befragte für die repräsentative Erhebung vom 1. bis zum 4. März 1001 Menschen in Deutschland.
6. Energie wird durch die Zeitumstellung nicht mehr eingespart
Zwar wurde die Zeitumstellung damals eingeführt, um Energie zu sparen, aber tatsächlich bewirkt sie mittlerweile eher das Gegenteil.
Die Beleuchtungssysteme der heutigen Zeit sind energieeffizienter und machen nur noch einen sehr kleinen Teil der Stromkosten aus.
In den ersten Frühlingsmonaten und im Oktober wird allerdings gerade noch morgens mehr geheizt - in der Früh ist es in diesen Zeiten noch recht kalt.
Und an warmen Sommerabenden laufen bei vielen Menschen in den südlichen Regionen die Klimaanlagen länger, die als große Stromfresser gelten.
Die Sommerzeit verbraucht also eher Energie und sparrt sie nicht ein.
7. Technisch ist die Umstellung kein Problem
Rein technisch ist die Zeitumstellung unproblematisch. Taktgeber für die Zeit sind in Deutschland die Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Über Sender werden die Signale übertragen, durch die sich die Funkuhren automatisch an die Zeitumstellung anpassen.
Auch für die Deutsche Bahn ist die Zeitumstellung längst Routine.
Am Sonntag um 02.00 Uhr springt die Zeit auf Funkuhren und anderen elektronischen Zeitmessern eine Stunde nach vorn auf 03.00 Uhr - und damit von der Normal- auf die Sommerzeit. Wer die Zeit an seiner Uhr noch per Hand einstellt, muss den Stundenzeiger eine Runde nach vorn drehen - auch wenn es ihn noch so nervt.