Doppel-Festival „Southside“ und „Hurricane“ mit 140 000 Fans

Neuhausen ob Eck (dpa) - Manchmal denke er schon über das Thema Sicherheit nach, sagt Daniel. Der 29-Jährige sitzt mit seinen Freunden auf Campingstühlen vor dem Zelt, hinter ihm beginnen die Vorbereitungen für den zweiten Tag des „Southside“-Festivals im baden-württembergischen Neuhausen ob Eck.

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„Wenn man 1000 Leute vor der Konzertbühne stehen sieht, überlegt man mal kurz: Was wäre, wenn. Das blitzt kurz auf - geht aber auch schnell wieder vorbei.“ Daniel feiert an diesem Wochenende zusammen mit rund 60 000 Menschen beim „Southside“. Weitere 80 000 sind beim Schwesterfestival „Hurricane“ im niedersächsischen Scheeßel dabei. Rund 100 Bands und Solokünstler sollten bis Sonntagabend auf den beiden dreitägigen Open-Air-Partys auftreten.

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Der Angst, dass auf einer so großen Veranstaltung etwas passieren könne, sollte man nicht nachgeben, sagt Manuel. „Sonst dürfte man ja auch am nächsten Tag nicht mehr auf die Straße.“ Er fühle sich auf dem „Southside“ sicher, sagt der 36-Jährige. „Und selbst, wenn etwas sein sollte: Im Gegensatz zum "Rock am Ring" zum Beispiel ist das hier ja ein weites Gelände, bei dem man auf allen Seiten raus kann.“ „Rock am Ring“ in der Eifel war Anfang Juni wegen eines Terroralarms vorübergehend unterbrochen worden - hinterher stellte sich heraus, dass Schreibfehler bei den Namen zweier Aufbauhelfer und vermutete Bezüge zur islamistischen Szene die Räumung des Festivalgeländes ausgelöst hatten.

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Auch angesichts dieses Vorfalls haben der Veranstalter FKP Scorpio - der sowohl das „Southside“ als auch das „Hurricane“ organisiert - und die Polizei ihr Sicherheitskonzept angepasst. Die Beamten setzen auf mehr Präsenz während der Festivals, FKP Scorpio auf verstärkte Kontrollen und strengere Regeln - etwa dazu, was die Besucher vom Camping- auf das Konzertgelände mitbringen dürfen. Taschen und Getränke sind zum Beispiel nicht mehr erlaubt. Leere Tetra-Packs und Becher dürfen die Besucher aber mitnehmen.

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„Seit ein paar Wochen merken wir alle einmal mehr, dass die Welt eine andere geworden ist und ihr stellt uns als Veranstalter natürlich zu Recht die Frage: "Was tut ihr für unsere Sicherheit?"“, schreibt der Veranstalter auf der „Southside“-Homepage. „Selbige steht für uns an erster Stelle. Das Sicherheitskonzept bedeutet jedoch leider nicht nur Konsequenzen und Zugeständnisse für uns als Organisatoren, sondern auch für euch als Besucher.“ Die Musikfans nehmen die strengeren Regeln allerdings gelassen: „Nervt zwar“, sagt Manuel. „Sicherheit geht aber immer vor.“

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Auch beim „Hurricane“ dauert es wegen der verschärften Regeln am Einlass zum Konzertgelände etwas länger. Beim Sicherheitspersonal am Eingang lagern Spritzpistolen aus Plastik neben Taschenmessern, einem Wikingerhelm mit zwei Hörnern, einer nackten, 1,50 Meter großen Gummipuppe, großen Plastikpackungen mit Konfetti und einem weißen Plüschrucksack in Form eines Einhorns. Das alles muss draußen bleiben. Rucksäcke und Turnbeutel sind auch hier verboten.

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Und es bleibt ruhig: Die rund 140 000 Musikfans feiern friedlich - bis auf wenige Vorfälle wie Diebstähle passiert nach Angaben der Polizei bis Sonntagmittag nichts. Beim „Southside“ spielt selbst das Wetter mit - anders als beim Schwesternfestival „Hurricane“, das schon am Anreisetag am Donnerstag mit Unwettern begann und dessen Besucher sich am Wochenende immer wieder mit Regen und Matsch herumschlagen müssen.

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Doch auch in Neuhausen ob Eck sind die Festivalgäste gerüstet - im Vorjahr musste die Veranstaltung wegen Unwettern abgebrochen werden. „Ich hab daraus vor allem eins gelernt“, sagt Felix. „Immer einen Satz Kleidung in einer Plastiktasche aufbewahren. Und nicht alles gleich am ersten Tag vom Auto ins Zelt bringen. Wenn das Festival abgebrochen wird, muss man nur alles wieder zurück schleppen.“