Sparen für Azubis: Auch kleine Beträge bringen was

Düsseldorf (dpa/tmn) - Das erste Einkommen ist meist schmal. Die wenigsten Azubis wollen daher ihren Verdienst für Sparpläne hergeben. Das könnte aber ein Fehler sein, denn Sparen lohnt sich immer.

Schließlich können auch aus kleinen Beträgen große Summen werden.

Den Ausbildungsvertrag in der Hand, das erste Geld auf dem Konto: Der Start in den Beruf ist für die meisten Azubis schon aufregend genug. Altersvorsorge und Versicherungen sind dabei oft das Letzte, woran junge Leute zu Beginn ihrer Ausbildung denken. Insbesondere, da der Lohn am Anfang eher gering ist. Experten empfehlen aber, bei dem Aufbau der Altersvorsorge keine Zeit zu vergeuden: „Grundsätzlich gilt, je früher, desto besser“, erklärt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf. Es lohne sich auch, mit kleinen Beiträgen anzufangen.

Mit Vermögenswirksamen Leistungen (VL) zum Beispiel: „VL sind Zahlungen, die der Arbeitgeber zusätzlich zum Lohn zahlt“, erklärt Stefanie Kühn, unabhängige Finanzberaterin aus Grafing bei München. Ob der Arbeitgeber diese zahlt oder nicht, ist meist im Tarif- oder Arbeitsvertrag geregelt. Allerdings muss der Chef seine Angestellten nicht darauf hinweisen, dass er VL zahlt, und so verschenken viele Angestellte aus Unwissenheit bares Geld. Kühn rät: „Fragen Sie nach.“ Zusätzlich kann es staatliche Förderung geben: Wer weniger als 17 900 Euro im Jahr verdient, kann nicht nur die Arbeitnehmersparzulage, sondern auch die Wohnungsbauprämie bekommen.

Constanze Hintze von der Finanzberatung Svea Kuschel und Kollegen in München hält auch einen Riestervertrag für lohnenswert, denn der Mindestsparbetrag liege bei nur vier Prozent des Monatseinkommens. Azubis unter 25 Jahren, die mit dem Riestern anfangen, könnten neben der allgemeinen staatlichen Förderung von jährlich 154 Euro auch noch den Berufseinsteigerbonus von 200 Euro erhalten.

Das Fundament eines jeden Sparplans sind allerdings geordnete Finanzverhältnisse. Bevor Berufsanfänger sich Gedanken um Riesterverträge oder Versicherungen machen, sollten sie daher zunächst Schulden ab- und eine Reserve aufbauen, betont Oelmann.

Als Reserve bezeichnet die Finanzexpertin einen Grundstock an Kapital von drei Monatsgehältern. Diesen brauche man, um jederzeit in der Lage zu sein, Extraausgaben zu bewältigen. Ein neuer Satz Sommerreifen oder eine kaputte Waschmaschine würden ansonsten dazu führen, dass Riesterverträge auf Eis gelegt, Fondsanlagen gekündigt oder Bausparpläne zweckentfremdet werden.

Ist diese Basis geschaffen, sei der nächste Schritt die Existenzsicherung, sagt Kühn. Eine Haftpflicht- und eine Berufsunfähigkeitsversicherung seien die ersten Bausteine. Auszubildende sind, sofern die Eltern eine Haftpflichtversicherung haben, über diese mitversichert. „Ansonsten sollten sie umgehend eine abschließen.“

Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung hingegen gibt es keine Familienversicherung. „Die muss jeder selbst abschließen“, sagt Kühn. Es komme darauf an, sich frühzeitig als gesund einstufen zu lassen. Wenn man den Vertrag einmal hat, werde der Gesundheitszustand quasi eingefroren, denn viele Versicherungen bieten später Höherversicherungen ohne Gesundheitsprüfung an. „Die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente kann man dann später anpassen.“

Schritt drei nach der Grundabsicherung ist der eigentliche Vermögensaufbau. Die Experten sind sich einig: Azubis sollten auch mit magerem Einkommen mit dem Sparen anfangen. „Jeder benötigt eine private Altersvorsorge“, betont Hintze. Besonders für Frauen, die eventuell einmal eine Babypause einlegen wollen, sei es wichtig, den Zinseszinseffekt zu nutzen, denn je länger die Ersparnisse Zinsen abwerfen können, desto stärker entwickle sich das Guthaben.

„Fangen Sie klein an“, empfiehlt Hintze. Es komme gar nicht darauf an, gleich im ersten Ausbildungsjahr große Summen zurückzulegen, sondern sich daran zu gewöhnen, einen Teil des Einkommens zu sparen. „Die Sparraten wachsen dann mit dem Einkommen und den eigenen Möglichkeiten.“

Bausparplan, Riesterrente, Aktien? „Das muss jeder selbst entscheiden“, betont Verbraucherschützerin Oelmann. Der eine sei risikofreudiger, der andere eher auf Sicherheit bedacht. Genauso wenig gebe es eine Faustformel dafür, wie viel Prozent des monatlichen Nettogehaltes man sparen sollte. „Für manche ist es schon toll, wenn sie von dem Wenigen, was sie haben, ein Prozent zur Seite legen können. Andere können locker fünf oder zehn Prozent jeden Monat sparen.“

Eine generelle Empfehlung hat die Expertin der Verbraucherzentrale aber: „Kaufen Sie nur Produkte, die sie verstehen und lassen Sie sich nie zum Abschluss eines Vertrages drängen.“ Gerne könne man sich auch länger Zeit nehmen, um verschiedene Angebote zu prüfen. Vor allem aber solle sich keiner aus Angst vor einer unsicheren Rente in die Pleite sparen: „Es gibt ein Leben vor der Rente“, betont Oelmann.