Speed-Dating: In zehn Minuten zur Lehrstelle

Schüler und Firmen sind von der neuen Form des Vorstellungsgesprächsbegeistert.

Mönchengladbach. Die Gänge im Mönchengladbacher „Haus Erholung“ sind voll, überall auf Stühlen und Treppenstufen sitzen Jugendliche mit dünnen Mappen in den Händen. Einige blättern etwas nervös darin herum, andere versuchen sich durch eine Plauderei mit Mitschülern abzulenken.

„Speed-Dating“ nennen die Veranstalter ihr Angebot — nur dass es hier nicht um den Partner fürs Leben geht, sondern um den Beruf fürs Leben. Zehn Minuten hat jeder Bewerber Zeit, sich bei einem Unternehmen seiner Wahl vorzustellen. Zehn Minuten, die zur ersehnten Lehrstelle in Industrie, Handel oder Handwerk führen können. Dass der Bedarf riesig ist, wird schon gleich zu Beginn klar: In den ersten drei Stunden kommen 300 Interessenten.

Unter den Bewerbern ist auch der 17-jährige Robert, der sich bei zwei Unternehmen vorstellen will. Nervös wirkt der Realschüler, der zurzeit seinen Abschluss macht, nicht, obwohl sein erstes Bewerbungsgespräch für heute kurz bevorsteht: Er möchte bei McDonald’s Fachmann für Systemgastronomie werden. „Unsere Lehrer haben solche Gespräche mit uns simuliert und uns so vorbereitet“, erzählt er.

Kurz darauf öffnet sich die Tür, Robert zupft den Hemdkragen zurecht — jetzt gilt’s. Das Gespräch nimmt schnell Fahrt auf, die beiden Interviewerinnen wollen von Robert viel wissen: Was er sich unter dem Beruf vorstellt, warum er zu McDonald’s will, ob ihn Arbeitszeiten am Wochenende stören würden. Robert antwortet souverän, kann vieles von dem, was er gern mitteilen wollte, auch unterbringen. Nach knapp zehn Minuten huscht ein Lächeln über sein Gesicht: Er wird zu einem Schnuppertag eingeladen — dann entscheidet sich endgültig, ob er eine Stelle bekommt.

Doch es sind nicht nur Schüler zum Speed-Dating gekommen. Auch die 26-jährige Sabrina verbindet mit diesem Tag große Hoffnungen. Sie hat die vergangenen Jahre ihren beiden Kindern gewidmet und möchte nun ins Berufsleben starten. „Mein erstes Gespräch ist gut gelaufen“, sagt sie lächelnd nach ihrer Vorstellung bei einer Firma, in der sie sich zur Elektrikerin ausbilden lassen möchte. Sie hat noch drei weitere Firmen auf ihrem Zettel.

Aber wie macht man sich in zehn Minuten ein Bild über einen Bewerber? „Das Auftreten ist wichtig, der erste Eindruck“, sagt eine Ausbilderin. Und man müsse sicher sein, dass sich der Bewerber wirklich für den Beruf und das Unternehmen interessiert. „Das bekommt man schnell heraus.“

Robert kommt auch aus seinem zweiten Gespräch mit einem guten Gefühl. Bei einem Textilunternehmen darf er sich in den nächsten Tagen noch einmal ausführlich vorstellen — als Bewerber für eine Ausbildung zum Produktveredler.