Sprungbrett für Hauptschüler
Ein Verein will Jugendlichen ohne Perspektive einen besseren Start in den Beruf ermöglichen.
Düsseldorf. Arbeitslose Eltern, Hartz IV-Empfänger, keine eigene Berufsperspektive - das ist der Alltag vieler Hauptschüler. In den Schulen setzen sich die Probleme fort. Vielen Lehrern fehlt es an pädagogischen Konzepten, solche Schüler für ihren Unterricht zu begeistern. Hier will der Verein NFTE Deutschland ansetzen.
NFTE (sprich: Nifti) steht für Network for Teaching Entrepreneurship. Die Verantwortlichen reklamieren für sich, "Eigeninitiative, Selbstständigkeit und unternehmerisches Denken bei Jugendlichen mit weniger guten Startchancen aus Haupt-, Real- und Gesamtschulen" zu fördern. Was in dem Steckbrief so sperrig klingt, ist in der Praxis ein durchdachtes Trainingsprogramm für Lehrer, das bislang in zwölf Bundesländern zum Einsatz kommt. In NRW steckt NFTE noch in den Kinderschuhen: Erstmals in Soest und Hamm setzen Lehrer den Lehrplan im Unterricht ein.
Die Idee, die hinter dem Konzept steckt: Von NFTE weitergebildete Lehrer führen die Schüler der Klassen 7 bis 10 ins Einmaleins der Wirtschaft ein und ermuntern sie, eigene Geschäftsideen in die Tat umzusetzen.
Deutschland schneidet in Studien zur Gründungsdynamik regelmäßig schlecht ab, sagt Professor Lambert Koch, Rektor der Bergischen Universität Wuppertal. Gemeinsam mit Professor Ulrich Braukmann, Inhaber des Lehrstuhls für Gründungsdidaktik und -methodik, begleitet Koch das NFTE-Projekt über vier Jahre und schaut dabei kritisch auf die Wirkung, die es in der Schule entfaltet. "Bislang werden im Unterricht viel zu wenig Impulse gegeben", resümiert Koch. Der trockene Wirtschaftsstoff werde dort ebenso trocken vermittelt. Das wollen die NFTE-Initiatoren ändern.
"Wir fragen die Jugendlichen: Was macht dir Spaß, wofür interessierst du dich?", erklärt NFTE-Geschäftsführer Ferdinand Schneider. Dabei würden gerade schlechte Schüler aus sich herausgehen und innovative Projekte umsetzen.
Gute Beispiele liefert der NFTE-initiierte "Schülerpreis für Unternehmergeist 2008": Da entwickelten Schüler beispielsweise einen Chip, mit dem sich verlegte Gegenstände wiederfinden lassen oder ein Küchenbrett aus Holz mit eingebauter Schüssel. Gut kamen kamen bei der Jury auch Jugendliche an, die bestickte Jeans, bedruckte Taschen und individuell bemalte Slipper als Geschäftsidee entwickelt hatten.
"Ganz nebenbei werden dabei auch die Rechen- und Ausdrucksfähigkeit gestärkt sowie sogenannte Softskills wie Pünktlichkeit, Freundlichkeit und Verlässlichkeit gefördert", sagt Schneider. Punkte, die auch bei der Lehrstellensuche positiv wirken würden.
Am Ende des Schuljahres müssen die Schüler ihre "Businesspläne" vor Vertretern der regionalen Wirtschaft vorstellen. "Wir machen die Erfahrung, dass viele Unternehmen diese Schüler in ein Ausbildungsverhältnis übernehmen", so Schneider. Das Handwerk NRW zeigt bereits Interesse. Nach einem Jahr ziehen auch die Wuppertaler Professoren eine positive Zwischenbilanz: "NFTE holt Jugendliche mit einem geringen Ausbildungsniveau aus der Perspektivlosigkeit."