St. Martin trotzt der Kritik
Am Montag ist Martinstag. Das Fest ist stark in der Bevölkerung verankert — auch wenn die Linken das anders sehen.
Düsseldorf. Bunte Laternen und leuchtende Kinderaugen ziehen durch die dunkle, nasskalte Jahreszeit. Der Gesang aus Kinderkehlen wird mit Süßigkeiten belohnt. Am Montag ist Martinstag. Eine Begebenheit, überliefert vor fast 1700 Jahren, begründet das Fest. Martin von Tours, als Christ nur widerwillig römischer Soldat, soll bei Amiens seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt haben. Doch in diesem Jahr ist das Fest um die barmherzige Geste in die politischen Mühlen geraten.
Der Vorsitzende der Linkspartei in Nordrhein-Westfalen fand das Spektakel nicht mehr zeitgemäß. Sankt Martin gehöre als zentrale Figur des Festes nicht mehr in Kindergärten und Kitas, hatte Rüdiger Sagel gefordert. Mit dem Brauch würden muslimischen Kindern christliche Traditionen aufgedrängt. Auch Kita-Verantwortliche in Bochum und Bad Homburg (Hessen) wollten lieber ein unreligiöses „Sonne, Mond und Sterne“-Fest feiern.
Protestantin Margot Käßmann fühlt sich an die DDR erinnert, in der Engel in „Jahresendzeitfiguren“ umbenannt wurden. Ein inhaltsleeres „Lichterfest“ werde nicht funktionieren, ist der katholische Theologieprofessor Manfred Becker-Huberti überzeugt.
Der Sturm, den Sagel mit seinem Vorstoß für ein religionsneutrales Laternenfest geerntet hat, sei „schockierend“ gewesen, bekannte er. Viele der Reaktionen sollen gänzlich unbarmherzig und auch strafrechtlich nicht einwandfrei gewesen sein. Im Fall der hessischen Kita, die das Martinsfest als „Sonne, Mond und Sterne“-Fest angekündigt hatte, bat die Stadt sogar die Polizei um Hilfe.
Die Kritik aus der Linkspartei am Martinsfest war auch Wasser auf den Mühlen einer politischen Rechten, die gegen eine vermeintliche Islamisierung des Abendlandes wettert.
Dabei hatte der Zentralrat der Muslime gerade noch seine Sympathie für den christlichen Martin kundgetan: Der Teilnahme muslimischer Kinder an St. Martinszügen stehe nichts im Wege, hatte der Zentralrat erklärt. Das Leben von St. Martin sei auch für Muslime geradezu vorbildlich.
Allein die Stadt Köln genehmigte in diesem Jahr mehr als 230 Martinszüge. Damit sich die Laternenträger nicht in die Quere kommen, müssen die Züge über mehrere Tage verteilt werden. So trotzt der Brauch dem weltlichen „Kürbisfest“ Halloween, wo die Süßigkeiten von den Kindern eine Woche vorher ohne Gesangsdarbietung eingefordert werden.