Traumberuf Standesbeamtin
Michelle Hentschel (19) ist eine der Jüngsten in ihrem Beruf.
Ibbenbüren. Am liebsten ist es Michelle Hentschel, wenn es hoch hergeht in ihren Diensträumen — wenn kleine Kinder durcheinanderlaufen, sie selbst eine Hochzeitsrede halten darf und die Erwachsenen vor Freude weinen. Michelle Hentschel ist Standesbeamtin in Ibbenbüren — und gerade einmal 19 Jahre alt. Damit ist sie eine der Jüngsten ihres Fachs in Deutschland.
„In meinem Lehrgang war nur noch ein anderer Teilnehmer, der ähnlich jung war wie ich“, berichtet die junge Frau, die eher zufällig zum Standesamt kam. Kurz vor dem Ende ihrer Ausbildung bei der Stadtverwaltung wurde sie dorthin versetzt, eine Stelle war frei geworden.
Weil Michelle Hentschel „immer Kundenkontakt wollte“, war ihr das mehr als recht. Sie absolvierte den erforderlichen Zusatzlehrgang für Standesbeamte und darf seitdem Geburten und Sterbefälle beurkunden — und Menschen am schönsten Tag des Lebens begleiten. Mehr als 30 Ehen hat die 19-Jährige seit ihrer Prüfung im März 2013 schon geschlossen. Es ist ihre Lieblingsbeschäftigung im Standesamt.
„Es ist eher ungewöhnlich, dass jemand so jung einsteigt“, sagt André Hagel, Sprecher der Stadt Ibbenbüren. „Viele Standesbeamte kommen nach mehrjähriger Berufserfahrung aus einem anderen Amt dazu.“ Doch das junge Alter sei kein Problem. Auch Alfred Hornauer vom Bundesverband der Deutschen Standesbeamtinnen und Standesbeamten (BDS) sieht das so: „Natürlich ist Lebenserfahrung kein Schaden, aber das gilt in allen Bereichen der Verwaltung.“ Ohnehin seien „gute Rechtskenntnisse im Personenstandswesen“ wichtiger als das Alter.
Denn die Rechtsgrundlagen für die Arbeit der Standesbeamten würden immer vielfältiger, berichtet Heinz Nosbisch von der Gewerkschaft der Kommunalbeschäftigten Komba. „Es gibt immer häufiger Eheschließungen von Paaren mit Migrationshintergrund, da ist auch rechtlich einiges zu beachten.“
Solche Herausforderungen sind auch Thema beim Deutschen Standesbeamtentag am kommenden Freitag und Samstag in Münster. Dort geht es etwa um die Namenswahl von Ehepaaren aus unterschiedlichen EU-Ländern. Die Standesbeamten wollen einen Vorschlag für eine EU-Verordnung vorlegen, um bürokratische Hürden bei der Eheschließung abzubauen.
Michelle Hentschel lässt sich durch solche Probleme nicht irritieren. „Ich habe sehr nette Kollegen, die ich immer um Rat fragen kann. Es gibt für alles eine Lösung.“ Und so ist der Beruf der Standesbeamtin für sie vor allem eins: ein Traumberuf.