Stadt, Land, Fluss — Shoppingcenter
Es gab viel Skepsis, aber das neue Outlet mitten in Bad Münstereifel läuft bisher gut. Grund für Euphorie gibt es aber nicht.
Bad Münstereifel. Alexander Büttner bleibt auf dem Teppich. Auch wenn der Bürgermeister von Bad Münstereifel Grund zum Abheben hätte. Das Eifelstädtchen hat einen guten Start hingelegt mit dem ersten Outlet mitten in einer Innenstadt: Viele Besucher, zufriedene Händler — Gastronomie und Geschäfte profitieren. Die vorher kränkelnde Stadt macht gut zwei Monate nach der Eröffnung einen vitalen Eindruck an einem Wochentag: Menschen flanieren, die Cafés sind besetzt — wo vorher „tote Hose“ war, wie Büttner es vorher mal formuliert hatte.
„Der Zulauf von Leuten in die Stadt in den ersten Monaten war sensationell“, sagt Katja Engels. Sie betreibt mit ihrem Mann vier Läden in der Stadt. Das Geschäft war zuletzt immer schwieriger geworden. Jetzt blühe die Stadt wieder auf, wie damals in den 70er und 80er Jahren mit den vielen Kurgästen und den Heino-Fans.
Eine Investorengemeinschaft hatte das bisher einzigartige Konzept eines Shopping-Dorfes mitten in einem Stadtkern entwickelt. Auf 12 000 Quadratmetern bieten 25 Geschäfte 32 Marken an. Investoren und der Betreiber ziehen eine positive Bilanz: Es gebe gute Umsätze, das Outlet sei auf dem richtigen Weg.
Büttner ist aber von Euphorie weit entfernt. „Das Erfolgsmodell zeigt sich in der Nachhaltigkeit: Was ist in zehn Jahren?“ Diese Zukunft ist aus Sicht des Handelsexperten Professor Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg nicht rosig. Das Center werde zwar nicht in Konkurs gehen, aber es werde keine Vorbildfunktion haben: „In wenigen Jahren wird man von Bad Münstereifel als Outlet Center nicht mehr sprechen“, sagt er.
Angebotstiefe, -breite und -qualität lägen weit unterhalb des Niveaus, das ein Outlet normalerweise biete. Das Preisniveau sei enttäuschend, bilanzierte er nach einem Besuch in der Stadt. Selbst wenn die Rechnung für den Betreiber halbwegs aufgehen sollte, kann er sich nicht vorstellen, dass das Konzept Nachahmer finde.
Aber es erregt bundesweit Aufmerksamkeit. Nächste Woche kommen wieder Kommunalpolitiker, die sich angucken wollen, wie das in der Eifel so klappt — dieses Mal aus Süddeutschland.
Die Leute kommen aus gutem Grund, meint Joachim Will: „Das Outlet hat die Stadt gedreht. Es war eine Stadt im Niedergang, und auf einmal lebt die Geschäftswelt wieder auf“, sagt der Wirtschaftsberater für Handelsentwicklung. Auch ohne Prada oder Gucci. Die Marken liegen laut Experten im niedrigen bis mittleren Segment.
Auch wenn es gut läuft in der Eifelstadt: „Die Kuh ist noch nicht vom Eis“, meint Will: Irgendwann ist der Reiz des Neuen verpufft. In Königswinter und Grafschaft seien Outlets geplant und Roermond mit 30 0000 Quadratmetern Outlet-Fläche ist auch nicht weit. Auch in Remscheid könnte es in wenigen Jahren ein weiteres Outlet geben (siehe rechts).
Die Konkurrenz in Holland hat jeden Sonntag geöffnet — ein Vorteil. Bad Münstereifel hatte bei der Bezirksregierung Köln 40 verkaufsoffene Sonntage pro Jahr beantragt — für alle Geschäfte. Nach dem Ladenöffnungsgesetz ist das aber nur für Produkte erlaubt, die einen Bezug zur Stadt haben. Trotzdem bleibt Büttner zuversichtlich: malerisches Stadtbild, Flüsschen, Burg — alles echt in Bad Münstereifel. „Die Stadt ist der Mehrwert für das Outlet.“