Städte wollen Lkw-Irrfahrten verhindern
Ruhrgebiet erstellt Brummi-Routen für Navis. Das Rheinland soll folgen.
Köln. Regelmäßig machen die Irrfahrten fehlgeleiteter Lastwagen Schlagzeilen: 40-Tonner bleibt unter zu niedriger Brücke stecken. Sattelschlepper muss mit Kran über zu engen Kreisverkehr gehievt werden. Die kuriosen Situationen können entstehen, wenn sich ortsunkundige Fahrer zu sehr auf ihr Navigationsgerät verlassen. Dabei gibt es längst spezielle Navis für Lastwagen, die Brummi-Fahrer von Seitenstraßen fernhalten sollen.
Aber noch vor vier Jahren nutzten laut einer Studie nur ein Fünftel der Fahrer die Lastwagen-Navis, die wegen ihrer Spezialsoftware teurer sind als die Geräte mit herkömmlichem Kartenmaterial. Und selbst die Lkw-Navis kennen nicht jede Falle.
Für die beiden Marktführer in Sachen Navigationsprogramme, Nokia Here und Tom-Tom, wäre der Aufwand einfach zu hoch, einen lückenlos optimalen Straßenplan für die Lastwagen anzulegen. Deswegen ergreifen nun die Kommunen die Initiative. Denn wer kennt den heimischen Verkehr besser als die leidgeprüften Ortsansässigen?
Im Ruhrgebiet haben sich alle großen Städte, Industrie- und Handelskammern sowie eine Gesellschaft des Regionalverbandes Ruhr der Sache angenommen. Allein in Witten seien 500 Kilometer Straßen, Hunderte Verkehrsschilder und Hindernisse protokolliert worden, sagt Annette Schröder vom Wittener Planungsamt. Die Arbeitszeit zahlten die Kommunen.
Aus den erfassten Daten entwickelten die Projektleiter sogenannte Lkw-Vorrangrouten, also optimal ausgebaute Strecken ohne Stolpersteine. Die speziellen Lkw-Routen stellten sie allen Anbietern von digitalen Karten und Navigationsdiensten kostenlos zur Verfügung.
Auch das Rheinland soll jetzt nachziehen und ebenfalls eine Liste mit optimalen Lkw-Routen erstellen. Die Industrie- und Handelskammern in Bonn und Aachen haben die Federführung übernommen und das Projekt Ende Mai 50 rheinischen Kommunen vorgestellt. In einem nächsten Schritt soll verbindlich geklärt werden, wie viele sich an der Datensammlung beteiligen.
Laut Kurt Schmitz-Temming, Geschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg, ist mit dem VRS-Portal „mobil im Rheinland“ bereits ein Koordinator gefunden, der die einzelnen Informationen in einer Datenbank zusammenführt und an die Navi-Hersteller weiterleitet — und das schon in naher Zukunft. „Das Ruhrgebiet hat vier Jahre gebraucht. Da wir aber nun eine Blaupause haben, müsste es in einem guten Jahr zu schaffen sein“, sagt Schmitz-Temming.
Die Ruhrgebietsdaten sollen bereits ab Oktober in der Nokia-Software „Here Trucks“ für Lkw und Busse enthalten sein. 2015 wird nach Angaben des Ruhrgebiet-Projekts auch Tom-Tom die Informationen eingearbeitet haben.