Star für einen Tag: Krefelder Juso ärgert Kurt Beck

Ein einfaches Mitglied der SPD legt sich mit dem Parteichef an – ein gefundenes Fressen für die Medien.

Krefeld. In der SPD sagt man augenzwinkernd, alles gehe seinen sozialistischen Gang, wenn die Dinge in Ordnung sind und kein Grund zur Aufregung besteht. Doch davon konnte nach dem Zwist um den 20-jährigen Jungsozialisten Philipp Geldmacher keine Rede sein.

Der sonst eigentlich ganz unaufgeregte Zivildienstleistende aus Krefeld, der sich seit vier Jahren fleißig in der SPD engagiert, hatte sich mächtig geärgert: Auf der nur für SPD-Leute offenen Internetseite "MeineSPD.net" hatte er das Internet-Forum "Keine Zukunft mit Kurt Beck" eröffnet. Es begann eine lebhafte Diskussion über die Qualitäten des Parteivorsitzenden.

Doch das gefiel der in diesen Tagen ohnehin nervösen Parteizentrale in Berlin gar nicht - weshalb sie das Forum kurzerhand sperrte. Das wiederum brachte Geldmacher dazu, unsere Zeitung einzuschalten und sich über die "Zensur" in der SPD zu beschweren. Am Samstag schließlich erschien unser Artikel über den Disput, der prompt die Aufmerksamkeit anderer Medien erregte.

"Es ist schon verrückt", berichtete Geldmacher gestern. Die "Frankfurter Rundschau", die "Welt", die "Bild" und das "Münchner Abendblatt" wollten nun Interviews mit ihm führen. Außerdem interessierten sich verschiedene ARD-Anstalten und der Nachrichtensender "N24" für die David-gegen-Goliath-Geschichte. Dass es gegen den ohnehin schon angeschlagenen Beck ging, machte die Story für sie umso schöner.

NRW-Juso-Chef Christoph Dolle ärgerte sich denn auch, dass "die konservative Presse die Geschichte genüsslich ausschlachten kann". Die Bundesgeschäftsführerin der SPD-Jugend rief sogar bei Geldmacher zu Hause an und beschwerte sich über das Trara. Der Krefelder selbst betrachtet die Sache inzwischen mit gemischten Gefühlen.

"Natürlich macht es Spaß, wenn man plötzlich im Mittelpunkt steht und Verwandte und Bekannte einen im Fernsehen sehen", erzählt er. "Andererseits glaube ich nicht, dass ich wirklich etwas bewegt habe."

Dass er wegen parteischädigenden Verhaltens aus der SPD geworfen werden könnte, schließt Geldmacher aber aus. "Das trauen die sich nicht. Das käme ja sofort wieder in die Medien." Mit anderen Worten: Von heute an geht alles wieder seinen sozialistischen Gang.