Stararchitekt Franco Stella: Erst unbekannt, dann umstritten

Das Stadtschloss in Berlin ist Franco Stellas bislang größtes Projekt. Am Mittwoch wird der Architekt 70 Jahre alt.

Rom. Franco Stella ist in Deutschland vor allem als Architekt des Berliner Stadtschlosses bekannt. Sein bislang größtes und prestigeträchtigstes Projekt brachte ihm im November 2008 auf einen Schlag Aufmerksamkeit, Baubeginn war im vergangenen Juni. Doch für seinen Entwurf bekam der norditalienische Baumeister nicht nur Lob. Seine geradlinige Architektur kommt nicht immer gut an. Am Mittwoch feiert er seinen 70. Geburtstag.

Der Universitätsprofessor hat eine besondere Beziehung zu Deutschland, mit dem Land verbinden ihn zahlreiche Projekte und Wettbewerbe. Für das Auswärtige Amt, das Kanzleramt und die Bibliothek der Humboldt-Universität in Berlin fertigte er Entwürfe an, bekam den Zuschlag letztlich nicht. Vor allem die Hauptstadt fasziniert den deutsch sprechenden Stella. „Ich habe zu Berlin eine lange und freundschaftliche Beziehung“, sagte er einmal. Aber auch in anderen Regionen realisierte er Projekte, darunter den Marktplatz Weimar und die Jugendherberge Konstanz.

Geboren in Thiene, einer Kleinstadt bei Vicenza, als Francesco Stella, nennt er sich als Architekt schlicht Franco. Stella arbeitete als Professor für Architektur an der Universität Venedig, wo er zuvor studiert hatte. An der Universität Dortmund gab er Seminare über Design, wechselte 1990 als Professor an die Universität Genua. In seiner Heimatstadt Vicenza führt Stella ein eigenes Architekturbüro.

Große Bauten des Italieners sind die Messehalle in Padua, die Bastille-Oper in Paris und das Denkmal für die Zweihundertjahrfeier der Französischen Revolution. Trotz seiner zahlreichen Projekte ist Stella in Deutschland und international weniger bekannt als mancher „Stararchitekt“. Er wirkt eher zurückhaltend, in der Öffentlichkeit sieht man den Mann mit der markanten Brille selten.

Der Auftrag für den Wiederaufbau des Stadtschlosses ließ Stellas Bekanntheitsgrad in Deutschland schlagartig steigen. Der Zuschlag für das 590-Millionen-Euro-Projekt des Auftrags erstaunte viele Fachleute. Stella gewann den Wettbewerb wohl auch deshalb, weil er sich exakt an die umfangreichen Vorgaben der Ausschreibung hielt.

Stella versteht sich selbst als „klassisch-modernen Rationalisten“ und prägte in den 1960er Jahren den Begriff der „Rationalen Architektur“. Er ist Fachmann für historisches Bauen, sein zentrales Anliegen ist die bauliche Erweiterung historischer Gebäude. Genau das will er beim Berliner Schloss umsetzen, seinem bisher bedeutendsten Projekt — und vermutlich eines seiner umstrittensten.