Starkes Nachbeben in Chile verlangsamt Normalisierung

Santiago de Chile (dpa) - Einen Tag nach dem schweren Erdbeben im Norden Chiles hat ein weiterer heftiger Erdstoß die Menschen aus ihren Häusern getrieben. Das Beben der Stärke 7,6 löste am Mittwochabend (Ortszeit) auch wieder Tsunami-Alarm aus.

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Das Zentrum lag nach Angaben der nationalen Erdbebenwarte CSN im Pazifik, 45 Kilometer südwestlich der Stadt Iquique. In derselben Gegend hatte sich am Vortag das Beben der Stärke 8,2 ereignet, bei dem sechs Menschen umkamen. Die Tiefe des Nachbebens wurde auf rund 28 Kilometer geschätzt. Berichte über neue Opfer gab es zunächst nicht.

Der Notfalldienst Onemi gab einen Tsunami-Alarm für die Küste nördlich der Stadt Antofagasta heraus. Nach knapp drei Stunden wurde er wieder aufgehoben. Die Wellen von bis zu einem Meter Höhe erlaubten eine risikofreie Rückkehr der Bevölkerung des Küstenstreifens in ihre Wohnungen.

Geröll blockierte jedoch mehrere Landstraßen, wie das Nachrichtenportal Emol berichtete. Am Donnerstagmorgen (Ortszeit) war noch die Verbindung zwischen Iquique und dem zehn Kilometer entfernten Alto Hospicio teilweise unterbrochen. Die 110 000 Einwohner des auf einer Anhöhe gelegenen Ortes waren am Dienstag stark betroffen worden. Rund 500 zumeist einfache Häuser seien total zerstört worden. Weitere 1500 Wohnungen erlitten Schäden, berichtete der Rundfunksender Bío Bío unter Berufung auf lokale Behörden.

Staatschefin Michelle Bachelet verließ in der Nacht zum Donnerstag das Hotel in der Nähe des Strandes in der Stadt Arica, um in sicherer Höhe mit dem Notfallstab zusammenzukommen, wie das chilenische Fernsehen berichtete. Die Präsidentin war am Mittwoch nach Nordchile geflogen, um die Lage nach dem ersten Erdbeben zu begutachten.

Bei dem stärksten Beben seit 1877 hatten sich am Dienstag knapp eine Million Menschen vor der Tsunami-Gefahr in Sicherheit gebracht. Bis zu 2,5 Meter hohe Wellen zerstörten zahlreiche Fischerboote in Iquique.

In den Regionen von Arica und Antofagasta wurde der Schulunterricht auch am Donnerstag gestrichen. Die Wiederherstellung der Strom- und Wasserzufuhr sowie des Verbindungsnetzes in der am Dienstag betroffenen Gegend wurde durch das starke Nachbeben verlangsamt, erklärte der Minister für Öffentliche Bauten, Alberto Undurraga, dem Rundfunksender Cooperativa. In dem zum Katastrophengebiet erklärten Gebiet werde die Polizei die Händler festnehmen, die unentbehrliche Lebensmittel unberechtigt verteuerten, erklärte der Staatsanwalt Manuel Guerra dem Sender Cooperativa.

Der Erdstoß von Mittwoch sei kein neues Erdbeben, sondern ein starkes Nachbeben, erklärte der Leiter der Erdbebenwarte, Sergio Barrientos. Es werden seit dem 8,2-Beben um die zehn Nachbeben pro Stunde verzeichnet, sagte Barrientos, unter ihnen mehrere einer Stärke von über 5,0.

In Chile bebt die Erde immer wieder, die Gegend gehört zu den seismisch aktivsten der Welt. Das Land liegt in einer Region, in der die tektonische Nazca-Platte auf die südamerikanische trifft. Die Erdstöße gehören zu den stärksten weltweit.