Streit: Kampf um Schindlers Liste
Ein Händler bietet Teile der berühmten Namensliste zum Verkauf. Die Schindler-Erbin Erika Rosenberg will das verhindern.
Buenos Aires. „Ein so wichtiges historisches Dokument muss in ein Museum“, fordert Erika Rosenberg, die Erbin von Emilie Schindler. Gemeint ist ein Original von Schindlers Listen, mit denen der Fabrikant Oskar Schindler und dessen Frau Emilie während des Zweiten Weltkrieges mehr als 1200 Juden vor der sicheren Ermordung durch die Nazis retteten. „So etwas kann man doch nicht verkaufen.“
Der New Yorker Memorabilien-Händler Gary J. Zimet sieht das anders. Er bietet die Namensliste im Internet zum Verkauf an. „Ein bewegenderes und historischeres Relikt des Zweiten Weltkrieges ist nicht vorstellbar. Die Chance kommt nur einmal im Leben“, wirbt Zimet. Drei Millionen Dollar (2,15 Millionen Euro) fordert er für 14 Blatt mit 801 männlichen Namen. Die fünf Blätter mit Namen von 297 Frauen fehlen.
Es sei aber keine echte Versteigerung: „Wer zuerst kommt, erhält den Zuschlag“, sagt Zimet. Es gebe schon Interessenten, aber wie viel sie geboten haben, will er nicht sagen. Die Echtheit stehe außer Frage, die Liste stamme aus der Familie von Schindlers Buchhalter Itzhak Stern.
Rosenberg hat versucht, den Verkauf gerichtlich verbieten zu lassen, ist damit aber im Dezember in New York gescheitert. „Für mehr reicht mein Geld nicht, die Verfahrenskosten sind zu hoch“, sagt sie. Dabei ist sie überzeugt, dass die Liste ihr zusteht. Sie sei die Erbin von Emilie, die nach dem Krieg mit ihrem Mann nach Argentinien emigrierte und 2001 im Alter von 93 Jahren starb.
„Damit das klar ist: Es geht hier nicht um Geld. Ich fordere, dass dem Willen von Oskar und auch Emilie Rechnung getragen wird. Beide wollten, dass die Dokumente in deutschen Museen der Öffentlichkeit zugänglich sind“, sagt Rosenberg.
Das Bundesarchiv in Koblenz hat darüber Informationen: Aber wohl keine der Originallisten ist in Deutschland ausgestellt. Der Erwerb der New Yorker Liste sei ausgeschlossen: „Das Bundesarchiv beabsichtigt nicht, sich am Ankauf der Liste zu beteiligen“.
Für Rosenberg ist die Missachtung ihrer Rechte am Nachlass die Fortsetzung der Missachtung von Emilies Rolle bei der Rettung der Juden. „Sie hat immer empfunden, dass ihre Leistung nicht gewürdigt wurde“, erinnert sie sich. Zehn Jahre nach ihrem Tod solle zumindest ihr letzter Wille nicht missachtet werden, dass die Dokumente in Deutschland zu sehen sind.