Studie: Bindung zwischen Müttern und Töchtern am intensivsten
Chemnitz (dpa) - Der Kontakt von Töchtern zu ihren Müttern ist enger als alle anderen Bindungen zwischen den Generationen. Dies gilt zumindest rein statistisch gesehen für Familienmitglieder über 15 Jahren.
Etwa jede zweite Tochter (55 Prozent) bespreche persönliche Dinge regelmäßig mit ihrer Mutter, lautet ein Zwischenfazit des Beziehungs- und Familienpanels pairfam.
Nach Angaben der TU Chemnitz geben vergleichsweise wenig Söhne (29 Prozent) ihren Müttern regelmäßig Persönliches preis, während nicht einmal jeder siebente Sohn (13 Prozent) sich häufig mit dem Vater über persönliche Angelegenheiten austausche. Ausgewertet wurden dazu die Angaben von zwischen 15 und 37 Jahre alten Töchtern und Söhnen über ihr Verhältnis zu den Eltern.
Die vergleichsweise enge Verbundenheit zwischen Töchtern und Müttern ist den Experten bereits aus früheren Untersuchungen bekannt. Als Ursache dafür gilt, dass innerhalb von Familien typischerweise die Frauen mit der Aufgabe betraut sind, den Zusammenhalt der Familie zu organisieren und Kontakt mit Verwandten außerhalb des eigenen Haushalts zu pflegen. Die Rolle der zentralen Integrationsfigur werde wie früher primär von Müttern und Töchtern übernommen, hieß es.
Nach Angaben der TU Chemnitz haben frühere Studien auch ergeben, dass nach dem Fall der Mauer 1989 die ostdeutschen Familienbande deutlich enger war als die westdeutsche. Erklärt wird dieses Phänomen mit der Bedeutung der Familie in der DDR als besonderer Rückzugsraum und Solidaritätsgemeinschaft.
Dieser Befund schlägt sich auch heute noch in der pairfam-Studie nieder: „Den Ost-West-Unterschied finden wir aber nur noch bei der Altersgruppe der zwischen 1971 und 1973 Geborenen“, sagte der Soziologe Daniel Fuß der Nachrichtenagentur dpa. Im Osten liegt hier der Anteil der Personen mit einer engen Beziehung zur Mutter oder zum Vater um jeweils fünf Prozentpunkte höher als im Westen.
Die beiden jüngeren Befragten-Gruppen wiesen hingegen keine nennenswerten Ost-West-Unterschiede bei der Kontakthäufigkeit und emotionalen Bindung zu ihren Eltern auf. „Das deutet auf eine Angleichung der Verhältnisse hin“, sagte Fuß.
Das pairfam-Langzeitprojekt ist Deutschlands größte Familienstudie: Über einen Zeitraum von 14 Jahren geben mehr als 10 000 Menschen jährlich Auskunft über ihre Beziehungen und ihr Familienleben. Die Forscher befragen dazu bundesweit zufällig ausgewählte Personen, die zwischen 1971 und 1973, 1981 und 1983 sowie 1991 und 1993 geboren wurden. An dem seit 2008 laufenden Projekt beteiligen sich neben der TU Chemnitz auch Wissenschaftler der Universitäten Mannheim, München und Bremen.
Der Studie zufolge werden die Beziehungen zwischen den Generationen auch geschlechterübergreifend im Durchschnitt nicht von Konflikten und Spannungen dominiert, sondern durch emotionale Nähe und gegenseitige Unterstützung. Mehr als 80 Prozent der nicht mehr zu Hause lebenden Kinder hätten mindestens einmal in der Woche Kontakt zu ihrer Mutter und knapp 70 Prozent zu den Vätern.
Gut zwei Drittel der Befragten fühlen sich der Untersuchung zufolge ihren Eltern eng verbunden. Mehr als drei Viertel helfen ihren Eltern bei Alltagsangelegenheiten. Dafür erhalte mehr als die Hälfte regelmäßig größere Geschenke oder finanzielle Zuwendungen von den Eltern.