Woelki: „Keine Frau fürs Priesteramt“
Der neue Erzbischof von Berlin, Kardinal Woelki, beharrt darauf, dass nur Männer ein kirchliches Amt bekleiden dürfen.
Herr Kardinal, Sie sind in Köln mit dem Ruf weggegangen, ein konservativer Geistlicher zu sein, und haben nach Ihrem Amtsantritt im atheistischen Berlin ein positives Echo erfahren. Wie das?
Woelki: Ich kann mit diesen Zuordnungen — konservativ, liberal, progressiv — grundsätzlich nichts anfangen. Ich habe mich in Köln darum bemüht, ich bemühe mich hier in Berlin darum, einfach der zu sein, der ich bin. Ich bin also in Köln kein anderer gewesen als jetzt in Berlin.
Ein evangelischer Pastor ist Bundespräsident, die Tochter eines evangelischen Pastors Bundeskanzlerin. Verliert die katholische Kirche an Einfluss?
Woelki: Ich würde in der Politik weniger nach katholisch und evangelisch unterscheiden. Entscheidend ist, dass wir Politiker haben, die aus einer christlichen Grundhaltung handeln. Da ist das Konfessionelle weniger entscheidend, es ist das christliche Bild vom Menschen, das uns verbindet.
Haben wir denn diese christliche Grundausrichtung?
Woelki: Sicher wünschte ich mir, was diese ethischen Fragen angeht — Fragen der Präimplantationsdiagnostik, Fragen des menschlichen Lebens — manches Mal andere Entscheidungen und einen sehr viel stärkeren Schutz des menschlichen Lebens. Aber wir haben in allen Parteien eine Vielzahl von Politikern, die sich aus ihrem christlichen Glauben heraus engagieren.
Angesichts des Priestermangels: Sollen auch Laien Gemeinden übernehmen dürfen?
Woelki: Leitung in der Kirche wird ausgeübt durch Jesus Christus selbst. Dort, wo er sich selbst gibt, als Brot, ist Leitung in der Kirche immer mit dem Priesteramt verbunden. So kann Gemeinde oder Pfarrei schlussendlich immer nur von einem Priester geleitet werden. Aber natürlich gibt es darüber hinaus viele Möglichkeiten, wie auch Laien an der Leitung partizipieren und dort, wo kein Priester Dienst tut, Gemeindeleben koordinieren und Menschen zum Gebet zusammenrufen.
Ist es für die katholische Kirche an der Zeit, das Priesteramt für Frauen zu öffnen.
Woelki: Dazu hat Johannes Paul II. alles gesagt. Und dem schließe ich mich an.
Also keine Frauen fürs Priesteramt?
Woelki: So ist es.
Wäre ein gelockerter Zölibat ein Mittel gegen Priestermangel?
Woelki: Das glaube ich nicht. Wir brauchen in der Kirche beide: Verheiratete, die in der sakramentalen Ehe leben. Und auch ehelos Lebende, die sich in Freiheit für den Zölibat entschieden haben, und bereit sind, ihr Leben der Freundschaft zu Gott voll und ganz zu widmen.
Welche Lektion hat die katholische Kirche aus der Missbrauchsdebatte gezogen?
Woelki: Die katholische Kirche ist mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle immer noch nicht zu Ende. Sie ist aber gleichzeitig die Institution, die sich dieser Aufarbeitung am intensivsten widmet und dazu die klarsten Regeln aufgestellt hat. Mit eigenen Präventionsordnungen in den Diözesen, mit der Ernennung eigener Missbrauchsbeauftragter und mit Maßnahmen zur Weiterbildung. Seelsorger arbeiten da mit Ärzten und Psychologen zusammen. Wir sind auf gutem Weg, ohne dass wir uns jetzt zurücklehnen könnten.
Ostern steht für die Auferstehung Jesu. Gibt es eine Botschaft, aus der die Politik lernen könnte?
Woelki: Als der auferstandene Christus den Jüngern begegnet, ob in Emmaus oder am See Genezareth, bricht er mit ihnen das Brot, so dass alle davon leben können. Wenn Sie so wollen, steht dies für eine Form von Verteilungsgerechtigkeit, für die wir alle arbeiten müssen.