Sturm verwüstet ganze Dörfer in Ostdeutschland

Ein kleines Mädchen kommt im Tornado ums Leben. Knapp 40 Menschen werden verletzt.

Großenhain. Am Tag danach steht Bernd Wege aus Großenhain auf dem Gehweg, dreht sich kopfschüttelnd im Kreis und weiß gar nicht, worauf er zuerst zeigen soll. Am Haus hinter ihm hat der Tornado einen Teil der Fassade weggerissen, eine Ecke des Plattenbaus ist in sich zusammengefallen.

Auf der anderen Straßenseite liegen Müllcontainer übereinander. Schräg gegenüber hat der Sturm einen Fabrik-Schornstein abgeknickt und einen Baukran umgeworfen. Überall liegen Scherben, Dachziegel und Äste. Anwohner räumen Schutt beiseite und sammeln Teile ihrer zertrümmerten Autos ein.

"Das ging erst hin, dann war es kurz still, dann kam es wieder zurück", sagt Wege und malt mit dem Finger die Schneise vor dem Haus nach. "Der Wind hat die Fenster eingedrückt, sowas haben wir noch nie gesehen." Keine zehn Minuten seien das gewesen, haben ihm die Nachbarn gesagt.

"Drinnen kam es einem vor wie eine Stunde." Auf einer Strecke von 80 bis 100 Kilometern Länge hatte der Tornado am Abend des Pfingstmontags in Brandenburg und Sachsen gewütet. "Das wäre eine der längsten Tornadospuren, die es je in Deutschland gab", sagt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst.

Auch in Mühlberg in Brandenburg liegen am Dienstag Autos unter umgestürzten Bäumen, Straßenschilder sind umgeknickt, in Häusern klaffen große Löcher - der kleine Ort bietet ein Bild der Verwüstung. Nach dem ersten Schock bemühten sich die Einwohner fieberhaft gemeinsam mit Feuerwehrleuten, das Chaos wieder etwas zu ordnen. Mehr als 80 Prozent der Gebäude haben Sturmschäden, sagt Bürgermeisterin Hannelore Brendel.

Die Region Großenhain, nordöstlich von Dresden gelegen, wird noch schwerer getroffen. Ein sechsjähriges Mädchen kommt dort am Montagabend ums Leben, als ein Baum auf das Auto stürzt, in dem sie sitzt. Knapp 40 Menschen werden verletzt. Der Sachschaden ist noch nicht abzusehen. An manchen Straßen steht kein einziger Baum mehr, Gärten gleichen einem Trümmerfeld.

Die Menschen decken ihre Dächer und Fenster notdürftig ab. Überall ist das Geräusch von Motorsägen und Besen zu hören. In ihrem Garten steht Cornelia Einbock vor einer Eiche, die quer auf der Wiese liegt. "Die hat fast 100Jahre hier gestanden", sagt sie. "Ein paar Minuten hat es gedauert, dann war sie weg."