Stuttgart zeigt erschütternde Kunst zum Ersten Weltkrieg

Stuttgart (dpa) - Der Erste Weltkrieg war eine Zäsur - auch - in der Kunst. Das macht die Ausstellung „100 Jahre Erster Weltkrieg“ im Kunstmuseum Stuttgart deutlich. Zu sehen sind rund 75 Arbeiten von Otto Dix und weiteren Künstlern.

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Angesichts der Stellungskriege und des Einsatzes neuer chemischer Waffen hatten die oft gemalten monumentalen Schlachtenszenen am Anfang des 20. Jahrhunderts ausgedient. „Eine malerische Darstellung, die ein möglichst großes Schlachtfeld zu überblicken suchte, würde mehr als je alle Schlachtenmomente aus den Augen verlieren, und man würde Menschen überhaupt nicht sehen“, stellte der Kunsthistoriker Richard Hamann 1917 fest. An die Stelle des Überblicks traten künstlerische Momentaufnahmen von Erlebnissen, Situationen, Eindrücken.

Exemplarisch dafür steht die Mappe „Der Krieg“ von Otto Dix (1891-1969), die seine Erfahrungen als Soldat widerspiegelt. Die Ausstellung zeigt die komplette Sammlung des Schreckens aus 50 Radierungen: Körperteile, Verstümmelte, ein Meer von Leichen, besoffene Soldaten, skurrile Prostituierte. „Die Kriegserfahrung war es, die Dix interessiert hat. Er zeichnete, um Gesehenes zu verarbeiten und brachte die Extreme zu Papier“, erklärte Kurator Sven Beckstette.

Neben den Arbeiten von Dix werden vom 25. Januar bis zum 27. April auch Kriegsimpressionen von Reinhold Nägele, Hermann Scherer, Oskar Schlemmer, Wilhelm Schnarrenberger und Hermann Stenner im Kunstmuseum zu sehen sein. Nägele etwa thematisiert die Sinnlosigkeit des Krieges in seinem Werk „Verlustenliste“: Eine üppige Fruchtbarkeitsgöttin tippt zahllose Namen von Gefallenen in eine Registrierkasse ein.