Taifun „Nesat“ packt Manila mit ungeahnter Wucht
Manila (dpa) - Mit ungeahnter Wucht hat Taifun „Nesat“ am Dienstag die philippinische Millionenmetropole Manila erfasst. Obwohl das Auge des Sturms rund 240 Kilometer weiter nordöstlich lag, fegten gewaltige Taifunausläufer über die Hauptstadt, entwurzelten Bäume, rissen Strommasten um, peitschten das Meer über die Kaimauern der Manila-Bucht und setzten ufernahe Bezirke unter Wasser.
In Manila und im Nordosten des Landes fiel weiträumig der Strom aus. Erdrutsche versperrten die Straßen. Zehntausende Menschen waren auf der Flucht. Mindestens 14 Menschen seien ums Leben gekommen, berichtete die Behörde für Zivilverteidigung. Das Tiefdruckgebiet hatte einen Durchmesser von 600 Kilometern.
Das riesige Gelände der US-Botschaft direkt an der Bucht wurde ebenso überflutet wie zum Beispiel das Hotel Sofitel. Dort brach ein Stück aus der Ufermauer. „Das Meerwasser stand uns im Restaurant bis zum Knie“, berichtete ein Hotelgast. „Es kam überall rein.“ Küchenangestellte standen nach eigenen Angaben bis zur Hüfte im Wasser. Das Management brachte die Gäste mit Bussen in Sicherheit.
„Ich dachte, das ist das Ende der Welt“, sagte ein amerikanischer Tourist in einem Einkaufszentrum. Der Sturm wütete bis in den frühen Nachmittag. „Aber das Wasser geht zurück, wir werden uns jetzt weiter amüsieren.“
In den Stadtteilen Ermita und Malate an der Bucht befinden sich zahlreiche Hotels für Touristen und Geschäftsleute. Dort stand das Wasser teilweise 1,50 Meter hoch in den Straßen. Von vielen Autos waren nur noch die Dächer zu sehen.
Der heftige Regen traf die Bucht von Manila bei Flut. Deshalb schwappte das Wasser in kürzester Zeit über die Ufersicherungen. Der Verkehr kam fast zum Erliegen.
In den Straßen lagen umgerissene Straßenschilder, Müllcontainer und abgestürzte Dachpfannen. Zahlreiche Dächer wurden abgedeckt, darunter das einer Notunterkunft, in der 500 Menschen Zuflucht gesucht hatten. Die Regierungsgebäude, Schulen und die Börse blieben geschlossen. Dutzende Flüge wurden gestrichen, der Fährverkehr eingestellt. Tausende Passagiere strandeten.
In Manila wurde eine Frau von einem umstürzenden Baum erschlagen, wie die Behörde für Zivilverteidigung berichtete. Drei Kinder und ihre Oma starben in einem Stadtteil unter einer einstürzenden Mauer. Ein Baby wurde in der Provinz Catanduanes von einem reißenden Fluss fortgerissen. Ein Mann wurde von einem Erdrutsch begraben, ein weiterer starb im Norden des Landes bei einem Verkehrsunfall.
Das Auge des Taifuns erreichte die Nordostküste nach Angaben der Wetterbehörde kurz nach Mitternacht. „Nesat“ wirbelte mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 170 Kilometern in der Stunde. Er zog in nordwestlicher Richtung über die Insel Luzon und schwächte sich dabei den Angaben zufolge merklich ab.
Weil die Telefonverbindungen unterbrochen waren und der Strom in weiten Teilen Luzons nicht funktionierte, hatten die Katastrophenbehörden am Dienstag zunächst keinen genauen Überblick über die Schäden.