Kunstfälscher B. gesteht: „Es hat Spaß gemacht“
Krefeld. Rache am elitären Kunstmarkt und Perfektionismus — das waren die Motive für den Kunstfälscher Wolfgang B.. Im Kölner Fälscherprozess überrascht er mit einem umfangreichen Geständnis.
Und es wird klar: Er ist stolz auf seine Werke. Mit akribischem Perfektionismus fälschte der Sohn eines Kirchenmalers aus Höxter über Jahre angebliche Gemälde von Max Ernst, Max Pechstein oder Heinrich Campendonk.
„Ich schaffte mir in Gedanken ein Original, ein ungemaltes Bild des jeweiligen Künstlers“, sagt B. am Dienstag vor dem Kölner Landgericht. „Ich malte Gemälde, die im Werk eines Künstlers eigentlich nicht hätten fehlen dürfen.“
In der 279-seitigen Anklageschrift wirft die Staatsanwaltschaft B. und den drei anderen Angelagten vor, seit 2000 „in arbeitsteiliger Vorgehensweise gefälschte Kunstwerke“ in Umlauf gebracht zu haben. Dafür sollen das Quartett fast 16 Millionen Euro kassiert und sich einen „luxuriösen Lebensstil“ geleistet haben.
Wolfgang B. legte ein Jahr nach seiner Festnahme als erster in dem Kunstfälscher-Prozess um die angebliche Sammlung Jägers ein Geständnis ab. Das Gericht stellte den Angeklagten milde Strafen von höchstens sechs Jahren in Aussicht. Bedingung: Rückhaltlose Aufklärung.
Wolfgang B. berichtet nicht ohne Stolz von seiner Karriere, die schon mit 14 Jahren begann. Das Talent zum Fälschen hatte er sozusagen geerbt. Er habe seinem Vater geholfen, Kopien von Rembrandt und anderen Meistern anzufertigen. Eines Tages habe sein Vater ihm eine Postkarte mit einem Bild von Picasso gegeben. Innerhalb weniger Stunden habe er es kopiert. „Es sollte mein einziger Picasso bleiben.“
Schon in den 70er Jahren professionalisierte der abgebrochene Kunststudent seine Leidenschaft. Er kopierte belgische Künstler, malte aber auch eigene Werke. Später kaufte er auf Flohmärkten alte Keilrahmen sowie Leinwände und alte Farbpaletten.
Dass das angebliche Campendonk-Gemälde „Rotes Bild mit Pferden“ 2006 für sogar 2,9 Millionen Euro versteigert wurde, kann Wolfgang B. Jahre später kaum fassen. Seine Fälschungen seien manchmal sogar „zu gut gewesen“.