Faust als „Global Player“
Matthias Gehrt spricht über das Konzept.
Krefeld. Dass es viel Mut erfordert, den doppelten Faust an einem Abend zu wagen, hat Schauspieldirektor Matthias Gehrt in letzter Zeit öfter gehört. Irgendwie stimmt es ja auch. „Aber die Zuschauer müssen diesen Mut ebenfalls aufbringen“, sagt Gehrt. Am Freitag zeigt sich, ob Regisseur und Publikum das Wagnis gegenseitig belohnen.
Am Aufwand, den das Theater betreibt, wird es nicht liegen. Mit fast vier Stunden Dauer, 80 Rollen, Videoprojektionen des iranischen Filmregisseurs Ali Samadi Ahadi („The Green Wave“) und einem in alle Richtungen beweglichen Bühnenbild dürfte „Faust“ eine der größten Produktionen der jüngsten Zeit sein. „Es wird ein Riesenspektakel“, sagt Gehrt.
Dennoch wollen er und Bühnenbildnerin Gabriele Trinczek darauf achten, die Leute nicht mit visuellen Botschaften zu überrollen. „Bei zu viel Opulenz wird man schnell satt“, sagt Trinczek. Gehrt setzt die Leute auf „optische Diät“, er will „sinnliche, klare Zeichen“ setzen — schon der Übersicht wegen, die gerade in Teil 2 schnell verloren geht.
Von den 12 000 Versen, mit denen Goethe die Weltaneignung seines Titelhelden schildert, hat Gehrt gerade mal 2500 übrig gelassen. Es geht ihm um die „wesentlichen Stationen“ des Dramas, und zwar unter einem klar definierten Blickwinkel. Den Weg des Faust vom Sinnsucher zum Materialisten will er darstellen. „Faust sind wir. Faust ist der größte Konsument.“ Den Denkanstoß dafür lieferte ein Buch namens „Global Player Faust oder Das Verschwinden der Gegenwart“. Gehrt will diese Gegenwart wieder zum Vorschein bringen.
Premiere am Freitag, 19 Uhr. Restkarten unter Telefon 805 125.