Teppichdesigner: Schräger Luxus für den Boden
Orientteppiche mal ganz anders: Jan Kath aus Bochum gehört zu den gefragtesten Teppichdesignern.
Bochum. Teppiche wollte Jan Kath eigentlich nie zum Beruf machen. Doch heute gehört der 40-jährige Bochumer zur Riege der international gefragtesten Luxusteppich-Designer. Das Brautpaar Albert und Charlene von Monaco schritt auf einem seiner Werke. Ex-US-Präsident Bill Clinton erstand ebenfalls einen echten Kath.
Zu seinen Kunden zählen Unternehmen wie Tiffany und Boss, in seiner Kundenkartei treffen sich so unterschiedliche Typen wie Medienmogul Rupert Murdoch und der Musiker Anthony Kiedis von den Red Hot Chili Peppers. Neun Jahre in Folge wurde Kath mit dem Carpet-Design-Award ausgezeichnet, dem höchsten Preis für edle Teppiche.
Jan Kath lässt traditionelle Teppichmuster auferstehen, spielt dabei mit dem scheinbar Fehlerhaften. Von fern wirkt es so, als blättere die Farbe von dem riesigen Perserteppich wie Putz von der Wand. Obwohl er mittlerweile mehr zwischen New York und Asien unterwegs als zu Hause in Bochum ist, spricht das Ruhrgebiet mit seiner Industriekultur weiter aus seinen Teppichen.
Für andere Modelle recycelt er die farbenfrohe Festtagskleidung indischer Frauen aus Seide. Kath verfremdet antik wirkende Ornamente mit comichaften Herzen, hat sogar Graffiti in Teppiche knüpfen lassen. Bei aller Experimentierfreude und Erfolg ist seine Maxime: „An Qualität würde ich nie sparen. Ein Teppich sollte für Generationen gemacht sein.“
Die handgearbeiteten Teppiche aus tibetischer Hochlandwolle, Seide oder Brennnesselfasern haben deshalb ihren Preis: 1300 Euro kostet ein Quadratmeter Kath-Original im Schnitt.
In diesen Tagen eröffnen nach Dependancen in New York, Berlin, Stuttgart und Köln auch Läden in Hamburg und London. Doch zum Gespräch empfängt Kath in aller Ruhe in der ehemaligen Maschinenhalle, die heute als Ausstellungsraum und Büro dient, zum Tee und erzählt, wie der Zufall ihn zum Mann der Teppiche machte. Oder war es doch Bestimmung?
Denn schon Vater und Großvater handelten mit Teppichen. „Klar, hab’ ich da etwas aufgesaugt, aber zu meinem Job wollte ich das früher nie machen.“ Statt in die Familien-Fußstapfen zog es Kath als 20-Jährigen mit dem Rucksack nach Asien. Eineinhalb Jahre reiste er und „machte, was man so macht in Indien, wenn man ein Freak ist“, sagt er und grinst.
In Nepal lief ihm zufällig ein alter Kollege seines Vaters über den Weg und bat ihn, als Qualitätskontrolleur in seiner Teppichproduktion einzuspringen. Als sich ihm später die Möglichkeit bot, die Fertigung zu kaufen, stieg er spontan in das Geschäft ein. „Dass war schon ziemlich wahnsinnig.“ Man habe schließlich plötzlich Verantwortung für die Arbeiter.
Inzwischen beschäftigt Kath in den Produktionsstätten in Nepal, Marokko, Indien und Thailand mehr als 2500 Knüpferinnen. Und sieht darin bis heute eine Verpflichtung: „Es ist mir wichtig, dass sie mit ihren Löhnen auch die Familie ernähren können.“ Von der Siegel-Organisation „Step“ lässt er seine Löhne und Produktionsmethoden überprüfen.
Beim Designen denkt Kath gleich mit, wie die überraschenden Effekte entstehen sollen, die seine Handschrift ausmachen: Tiefe und Lichtreflexe erreicht er durch das Kombinieren verschiedener Materialien. „Der Eindruck der Vielschichtigkeit entsteht in einem einzigen Knüpfvorgang“, erklärt er.
„Ich habe im Teppich das perfekte Medium gefunden“, sagt er, „es macht mich glücklich eine Idee zu haben und sie in einen Teppich zu verwandeln.“