Teurer Sprit: Diebe pumpen die Tanks leer
Diebstahl von Diesel nimmt um 140 Prozent zu. Baufahrzeuge und Lastwagen gelten als besonders lohnend.
Düsseldorf. Zeitgleich mit den Kraftstoffpreisen in Rekordhöhe ist in NRW die Zahl der Dieseldiebstähle gestiegen. Das Landeskriminalamt (LKA) verzeichnete im Januar und Februar rund 60 Prozent mehr Fälle als in den beiden Monaten des Vorjahres. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2010 ist es sogar eine Zunahme um 140 Prozent. Die Zahlen beziehen sich allein auf Diebstähle, bei denen die Täter mehr als hundert Liter Diesel erbeuteten. „Das sind typischerweise Fälle, bei denen die Täter den Kraftstoff aus abgestellten Lkw oder Baufahrzeugen abpumpen“, sagte ein LKA-Sprecher am Freitag.
So auch vor wenigen Tagen in Kerpen (Rhein-Erft-Kreis). Dort ertappte die Polizei eine Gruppe von vier Personen auf frischer Tat beim Dieseldiebstahl aus einem Bagger. Ein Jäger hatte am Abend auf einem Feldweg einen verdächtigen Lastkraftwagen mit ausländischem Kennzeichen bemerkt und rief die Polizei. Die Beamten entdeckten auf der Ladefläche des Lkw Gerätschaften zum Abpumpen von Sprit und mehrere Kanister mit Diesel. In einiger Entfernung stand ein Bagger, dessen Tank aufgebrochen war. Die Polizisten nahmen die vier Männer fest, die nach den Vernehmungen wieder frei kamen.
194 Mal schlugen Diebe in den vergangenen zwei Monaten auf ähnliche Weise zu. Im sauerländischen Sundern gelang es Tankdieben auf einem Firmengelände, 600 Liter Diesel von drei Lastwagen abzuzapfen. In Bielefeld brachen Kraftstoffdiebe die verschlossenen Tankdeckel von Müllwagen auf und pumpten die Tanks leer.
Das Delikt „Tankbetrug“, bei dem Täter die Tankstelle verlassen, ohne zu bezahlen, erfassen die Zahlen des LKA nicht. Dies kommt wesentlich häufiger vor, hier könne das Amt jedoch keine aktuellen Zahlen erheben, hieß es. Aral mit Sitz in Bochum teilte mit, dass an seinen Tankstellen kein Anstieg festzustellen sei. Konkrete Zahlen wollte das Unternehmen nicht nennen. Wer beim Tankbetrug erwischt wird oder illegal fremde Tanks anzapft, den erwarten bis zu fünf Jahre Haft.
Vor Gericht landet auch ein 55-Jähriger aus Osnabrück, der über ein Dutzend Mal — zur Tarnung — in Frauenkleidern seinen silberfarbenen Mercedes CLK vollgetankt und nicht bezahlt hat. Er wurde jetzt im westfälischen Westerkappeln gefasst. Dort ließ sich ein Tankwart von blonden Haaren, weißem Jäckchen, Minirock und hohen Absätzen nicht blenden, berichten die „Westfälischen Nachrichten“ — und packte die „feine Dame“ mit den männlichen Gesichtszügen am Schlafittchen. Der 55-Jährige zeigte sich nach Angaben der Polizei voll geständig und gab finanzielle Probleme als Motiv für seine Taten an. Ob hinter den Frauenkleidern nur eine Kostümierung zur Begehung von Straftaten steckte oder andere Neigungen, ließ die Polizei offen. lnw/mhs