Thomas Anders: Das Schicksal Modern Talking
Thomas Anders wird Freitag 50 Jahre alt. Seine Zeit mit Dieter Bohlen bezeichnet er als Richtungswechsel im Leben.
Koblenz. Die größten Erfolge feierte Sänger Thomas Anders an der Seite von Dieter Bohlen mit Modern Talking. Heute wird er 50 Jahre alt. Auf die Charts schielt er längst nicht mehr, sagt er.
Herr Anders, was bedeutet für Sie der 50. Geburtstag?
Thomas Anders: 50 zu werden ist heute nichts Besonderes mehr, denke ich. Das war vor 100 Jahren noch etwas anderes, aber statistisch gesehen haben Männer heute gute Chancen, über 80 zu werden. Also habe ich, wenn alles gut läuft, noch ein paar Jahre vor mir. Ich sehe es deswegen nicht als Wahnsinnseinschnitt.
Trotzdem ist es ein Punkt, an dem man zurückblickt. Was war der größte Moment Ihrer bisherigen Karriere?
Anders: Modern Talking — die erste Nummer eins, die erste Goldene Schallplatte — das bleibt in Erinnerung. Wir erinnern uns immer an das erste Mal, weil wir vom Kopf her eine Erfahrung machen, die wir davor noch nicht gemacht haben. Modern Talking hat mein Leben in eine komplett andere Richtung gedreht.
„You’re My Heart, You’re My Soul“ schoss als erster großer Hit in vielen Ländern auf Platz eins der Verkaufs- charts. Konnten Sie mit diesem kometenhaften Aufstieg umgehen?
Anders: Niemand, der diese Form einer Karriere mitmacht, kann sagen: Ich gehe normal damit um. Das ist nicht machbar. Diese Form von Schnellstart ist schon sehr ungewöhnlich und nur wenige Menschen werden in ihrem Leben damit konfrontiert. Man ist von dem Moment an extrem fremdbestimmt, in erster Linie von Managements und Plattenfirmen.
War es die Verwirklichung des großen Traumes?
Anders: Es ist am Anfang traumhaft. Wenn man es über eine längere Zeit macht, bekommt es eine Normalität. Und wenn es eine Normalität bekommt, fängt man an, es zu hinterfragen. Man fragt plötzlich: Was habe ich für diesen Traum aufgegeben, der eigentlich gar kein Traum ist, sondern ein knallharter Job? Irgendwann denkt man: Es ist schön, aber ich habe es mir schöner vorgestellt.
Nervt es, ständig mit Dieter Bohlen in Verbindung gebracht zu werden?
Anders: Wir sind zwei grundverschiedene Menschen, mit grundverschiedenen Lebenseinstellungen. Aber jeder hat etwas dazu beigetragen, dass so über uns gesprochen und berichtet wurde. Ich muss das annehmen als Schicksal und habe meine Form gefunden, damit umzugehen. Es nützt nichts, sich über Dinge aufzuregen, die passiert sind. Wäre ich nicht so erfolgreich geworden, würden mich die Menschen seit fast drei Jahrzehnten nicht darauf ansprechen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Anders: Ich bin weg davon, die Nummer eins sein zu müssen oder nach den Charts zu schielen. Das kann ich aus meiner Sicht sagen, weil ich das alles schon hatte. Musikalisch will ich einfach immer was Neues ausprobieren. Das ist ein wahrer Luxus, den ich mir leiste. Ich setze mich überhaupt nicht unter Druck. Der Kölsche sagt: Et kütt wie et kütt. Pläne sind wichtig, aber man soll sie nicht zu ernst nehmen. Es kommt sowieso anders, als man es sich vorstellt.
Wird es noch eine Wiedervereinigung von Modern Talking geben?
Anders: Ich glaube es nicht. Was würden die Menschen davon erwarten? Sie würden nur darauf warten, dass etwas Unvorhergesehenes passiert. Dem will ich mich nicht mehr aussetzen, das brauche ich nicht mehr. Ich habe Frieden mit Modern Talking geschlossen.