Peta Tierschützer kritisieren Schul-Angeln

Aktivisten von Peta greifen Angel-AGs an. In NRW monieren die Tierrechtler, dass eine Gesamtschule in Kempen das Hobby an Jugendliche und Kinder vermittelt.

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Kempen/Düsseldorf. Die Tierschutzorganisation Peta kämpft bundesweit gegen Angelprojekte an Schulen. „Das Töten von empfindungsfähigen Tieren darf kein Lernangebot sein“, wird Tanja Breining, Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei Peta, in einer Pressemitteilung zitiert. Wie bei Aktionen der Stuttgarter Organisation üblich, werden in der Mitteilung konkrete regionale Beispiele genannt. In NRW hat sich Peta die Angel-AG der Gesamtschule Kempen im Kreis Viersen herausgepickt.

„Die Gesamtschule Kempen bietet ihren Schülern eine Angel-AG an, in der die Kinder und Jugendlichen lernen, wie man friedliche Tiere mit einem Köder anlockt und ihnen einen Haken durch den Mund bohrt“, so die martialische Formulierung in der Pressemitteilung. Peta habe die Schule am Niederrhein aufgefordert, die AG durch ein „tier- und kinderfreundliches Angebot zu ersetzen, um die natürliche Empathie der Schüler zu fördern, statt zu unterdrücken“. Außerdem bieten die Tierrechtler ihre Unterstützung an — zum Beispiel mit Informationsmaterial für den Unterricht.

Uwe Hötter, Leiter der Kempener Gesamtschule, hat den Brief von Peta erhalten. Er kann die Kritik seitens der Tierrechtsorganisation nicht nachvollziehen. „Ich bin davon überzeugt, dass den Kindern in unserer AG auf artgerechte Weise das Hobby Angeln vermittelt wird“, so Hötter auf Anfrage unserer Zeitung. Die AG werde von einem Lehrer geleitet, der selbst als Angler aktiv ist. Mit ihm habe die Schulleitung einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Thema vereinbart. Derzeit sei nicht geplant, irgendetwas am Konzept der Kempener Angel-AG zu ändern.

„Ich halte grundsätzlich sehr viel vom Tierschutz“, sagt Hötter. Mit Blick auf das Angeln geht die Peta-Kritik aus Sicht des Schulleiters aber zu weit. „Im Unterricht vermitteln wir unseren Schülern die große Bedeutung des Tierschutzes“, sagt der Schulleiter. Themen aus diesem Bereich stünden in den naturwissenschaftlichen Fächern und in der Gesellschaftslehre auf dem Lehrplan.

Für Hans Kemp, Präsident des NRW-Verbandes im Deutschen Angelfischerverband, gehört ein behutsamer Umgang mit der Natur ebenfalls zu seinem Hobby dazu. Daher kann er die harsche Kritik von Peta an der Angel-AG nicht nachvollziehen. „Grundsätzlich sollte man jede Meinung akzeptieren. Ich halte es aber für wichtig, die Themen sachlich zu besprechen“, sagt Kemp auf Anfrage.

Der NRW-Verband achte in seiner Ausbildung darauf, dass vor allem die Ausbilder diesen „behutsamen Umgang mit dem Lebewesen Fisch“ an die Jugendlichen weitergeben. „Einzelheiten zu den Lebewesen und dem Lebensraum der Fische sind fester Bestandteil der Ausbildung“, sagt Hans Kemp. Angler seien keine Tierquäler.

Wie bereits auf der Internetseite des Verbandes zu erkennen ist, kooperieren die Angler in NRW mit dem Naturschutzbund (Nabu), sind dort sogar Mitglied. Nach Angaben von Kemp steht „sein“ Verband mit dem Nabu beim Thema Umweltschutz im ständigen Austausch. Mit Kritik, so wie jetzt von Peta, werde der Verband „äußerst selten“ konfrontiert. „Die Kritik von Tierschützern ist bei uns kein großes Thema, weil es sie so gut wie nicht gibt“, sagt Kemp. Insbesondere im Bonner Raum, wo der NRW-Präsident seinem Hobby nachgeht.

Eine Angel-AG wie in Kempen kann Hans Kemp nur begrüßen: „Es ist in unserem Sinne, wenn die Hintergründe des Angelns in Schulen artgerecht vermittelt werden. So wie es auch in den Kursen für Jugendliche in unseren Mitgliedsvereinen geschieht.“