„Titanic“-Speisekarte für 76 000 Pfund versteigert

London (dpa) - Fast 100 Jahre nach dem Untergang der „Titanic“ ist das Interesse an dem Luxusdampfer ungebrochen: Die Speisekarte mit dem letzten Mittagsmenü auf dem Schiff ist in England für den Spitzenpreis von 76 000 Pfund (rund 91 000 Euro) versteigert worden.

Gleichzeitig eröffnete am Samstag in Belfast ein neues „Titanic“-Museum. In der nordirischen Stadt wurde das Schiff einst gebaut.

Die Speisekarte zeigt das letzte Mittagsmenü, das auf der „Titanic“ eingenommen wurde. Für die Passagiere der Ersten Klasse gab es unter anderem Eier auf Spargel, Bauernkraftbrühe und Hühnchen a la Maryland. Ruth Dodge, eine Passagierin und Überlebende der Tragödie, hatte die Speisekarte mit dem Datum 14. April 1912 in ihrem Portemonnaie mitgenommen - am 15. April sank das Schiff. Bei der Versteigerung des Auktionshauses Henry Aldridge & Son im südenglischen Devizes zahlte ein privater britischer Sammler den Rekordpreis, wie das Auktionshaus mitteilte. Die Summe lag innerhalb der geschätzten Spanne von 60 000 bis 100 000 Pfund.

Außerdem kam bei der „Titanic“-Auktion neben zahlreichen Bildern, Fotografien und Filmplakaten auch ein handgeschriebener Brief von Henry Wilde, dem Ersten Offizier des Schiffes, unter den Hammer. Wilde gilt als einer der Helden der Katastrophe, weil er in letzter Minute noch klemmende Rettungsboote flott bekam. In dem kurz vor der dem Auslaufen in Southhampton verfassten Brief an seine Familie nannte er die „Titanic“ ein „wunderbares Schiff“, das „neueste, was der Schiffbau zu bieten hat“. Der Brief ging für 29 000 Pfund weg.

Das neu eröffnete „Titanic“-Zentrum in Belfast ist das größte seiner Art der Welt. Im Vorverkauf waren bereits 100 000 Tickets weggegangen. Es gibt Angebote für Touristen, aber auch Büros und Geschäfte. Neben dem nordirischen Ministerpräsidenten Peter Robinson nahm an der Eröffnungszeremonie auch die 105 Jahre alte Cyril Quigley teil: Sie hatte das Auslaufen der „Titanic“ als kleines Mädchen miterlebt.

Die Initiatoren wollen nicht nur die Katastrophe des Untergangs, sondern auch die technische Meisterleistung beim Bau des Luxusdampfers für die Öffentlichkeit und die Nachwelt festhalten. In neun Galerien werden die unterschiedlichen Stufen vom Bau bis zum Sinken und zur Entdeckung des Wracks dargestellt.

Allein das Gebäude, das an einen Schiffsbug und an Eisberge erinnert, war 97 Millionen Pfund (etwa 115 Millionen Euro) teuer. Hinzu kommen die Kosten für die Ausstattung. Belfast feiert die Eröffnung mit einem Festival, das bis zum 22. April dauert.

In New York wurde die Versteigerung von Artefakten, die von der „Titanic“ geborgen wurden, nach Angaben des Auktionators Arlen Ettinger um eine Woche verlängert. Die Sammlung besteht aus 5500 Überbleibseln von dem Luxusschiff und seinen Passagieren: Möbel, Geschirr, Koffer, Schuhe, Kleidung, Schmuck, Ferngläser und sogar Postkarten. Der Wert der Sammlung wird auf 189 Millionen Dollar (etwa 145 Millionen Euro) geschätzt.

Ettinger, Besitzer des New Yorker Auktionshauses Guernsey's, sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass Interessenten ihr Gesuch noch bis Ende der kommenden Woche schriftlich einreichen können. Der Gewinner soll am 11. April bekannt gegeben werden.