Tochter wirft Woody Allen sexuellen Missbrauch vor
New York (dpa) - Woody Allens Adoptivtochter Dylan Farrow hat dem US-Regisseur sexuellen Missbrauch vorgeworfen.
Die 28-jährige Farrow erhebt die Beschuldigungen in einem offenen Brief, den sie dem US-Kolumnisten Nicholas Kristof zukommen ließ. Darin schildert sie angeblichen Missbrauch, als sie sieben Jahre alt war, wie die Sonntagsausgabe der „New York Times“ berichtete. Der Vorwurf ist nicht neu. Schon in den 1990er Jahren hatte die US-Schauspielerin Mia Farrow ihrem langjährigen Partner Allen vorgeworfen, er habe die gemeinsame Adoptivtochter Dylan sexuell missbraucht.
Von Allen gab es zunächst keine öffentliche Reaktion, doch sein „Blue Jasmine“-Star Cate Blanchett äußerte sich, als sie bei einem Filmfest im kalifornischen Santa Barbara von Journalisten angesprochen wurde. „Das ist offensichtlich eine lange und schmerzhafte Angelegenheit für die Familie und ich hoffe, dass sie eine Aufklärung und Frieden finden“, sagte Blanchett nach Angaben des US-Branchenblattes „Hollywood Reporter“. Die Australierin ist für ihre Rolle in Allens Film für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert.
Allens Adoptivtochter beschreibt in ihrem Brief unter anderem einen Vorfall, der sich in einer „dunklen“ Kammer des Elternhauses ereignet haben soll. „Er sagte mir, dass ich mich auf den Bauch legen und mit der elektrischen Eisenbahn meines Bruders spielen soll. Dann missbrauchte er mich sexuell“, schreibt Farrow. Er habe ihr dabei zugeflüstert, das dies ihr Geheimnis sei. „So lange ich mich erinnern kann, hat mein Vater Dinge getan, die ich nicht mochte“, führt Farrow weiter in Einzelheiten aus. Sie wolle nun nicht länger schweigen.
Mia Farrow und Allen hatten sich 1992 nach zwölf Jahren getrennt.
In einem Sorgerechtsprozess erhob die Schauspielerin den Verdacht,
Allen habe das Mädchen sexuell missbraucht. Der Regisseur verlor das
Sorgerecht, die Ermittlungen wurden aber eingestellt. Der vierfache
Oscar-Preisträger hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Allen ging
damals eine Beziehung zu Farrows erwachsener Adoptivtochter Soon-Yi
ein. Sie sind seit 1997 verheiratet und haben zwei Töchter.
Allen ist in diesem Jahr mit dem Original-Drehbuch für seinem Film
„Blue Jasmine“ für einen Oscar nominiert. Mitte Januar wurde ihm bei
den Golden Globes ein Lebenswerk-Preis überreicht.
Hollywood habe die „Augen verschlossen“, hält Farrow in ihrem
Brief der Filmgemeinde vor. Allen sei „davon gekommen“ und als
Künstler hofiert worden. „Was, wenn es dein Kind gewesen wäre, Cate
Blanchett?“, wendet sich Farrow an die australische Schauspielerin,
die in Allens Film „Blue Jasmine“ die Hauptrolle spielt. Sie spricht
auch andere Stars aus Allen-Filmen direkt an, unter ihnen Alec
Baldwin, Emma Stone, Scarlett Johansson und Diane Keaton.
Sie selbst habe viele Jahre stark unter den Missbrauchsfolgen
gelitten, schreibt Farrow. Nun wolle sie anderen Opfern Mut machen,
die Wahrheit zu sagen. Er habe Allen um eine Stellungnahme gebeten,
sagt der „New York Times“-Kolumnist Kristof, doch der Regisseur habe
es abgelehnt, den Brief seiner Tochter zu kommentieren.