Tödlicher Brand in Dortmund: Tränen und Spekulationen
Drei Kinder sterben bei dem Feuer im Norden der Stadt. Die Polizei spricht von Verbrechen — auch Nachbarn glauben nicht an einen Unfall.
Dortmund. Die Bewohner hatten nicht mal ein richtiges Namensschild. Der Name der Familie steht nur auf einem zerknitterten Zettel an der Tür im Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses im Dortmunder Norden. Dort sind am Freitag gegen fünf Uhr früh ein vierjähriger Junge und ein zwölfjähriges Mädchen ums Leben gekommen, der zehn Jahre alte Bruder starb kurz danach im Krankenhaus.
Es hatte gebrannt in der Wohnung, aber alle drei Kinder durch das Feuer starben — nicht einmal das ist bis zum Abend bekannt. Die Polizei spricht von Anzeichen für ein Verbrechen. Ansonsten schweigt Polizeisprecher Wolfgang Wieland. Gerüchte um eine Festnahme, wollten die Ermittler weder bestätigen noch dementieren.
Fest steht, dass es im selben Haus bei der Familie Ende Februar schon einmal gebrannt hat. Damals wohnte der Vater mit seinen Kindern im vierten Stock, die Mutter ist nach Angaben der Polizei bereits vor Jahren gestoben.
Die Folgen des offenbar heftigen Feuers sind immer noch zu sehen: verkohlte Fenster, nur provisorisch mit dunkelgrünen Planen abgedeckt. Dieses Feuer sei von einem zündelnden Kind verursacht worden, sagt die Polizei. Die Familie entkam damals knapp.
Nach dem Brand habe er der Familie eine Wohnung im Erdgeschoss zugewiesen, sagt der Hausverwalter. An Kinder, die gezündelt haben, wollen Nachbarn diesmal nicht glauben. „Um fünf Uhr morgens? Haben Sie Kinder? Die schlafen um die Zeit“, sagt eine Nachbarin.
Andere Nachbarn erzählen, der Vater lebe mit einer neuen Partnerin. Am Unglücksmorgen habe der Vater früh die Wohnung verlassen, weil er geschäftlich zu tun hatte. Seine Partnerin sei fünf Minuten später nachgekommen. Danach habe es gebrannt. Die Polizei bestätigt, dass der Vater zum Zeitpunkt des Brandes nicht in der Wohnung war.
So bleibt vieles rätselhaft, und die Nachbarn finden keine Erklärungen. „Schauen Sie, ich hab’ die ganze Zeit Gänsehaut“, sagt Friederike Mitsilengas. Die Nachbarin bricht immer wieder in Tränen aus. Hedwig Ludwig, die gegenüber wohnt hat, gerade erst von der Tragödie erfahren. „Drei Kinder tot“, ruft die 91-Jährige, schlägt die Hand vor den Mund und hält sich mit dem anderen Arm hilfesuchend an einem Laternenpfahl fest.