„Tornados sind sehr sehr schwer vorherzusagen“
Meteorologe Gerhard Lux über die Lage in Deutschland.
Offenbach. Tornados gibt es regelmäßig auch in Deutschland. Sie sind aber seltener als in den USA und richten deutlich weniger Schäden an. Warum das so ist, erklärt Meteorologe Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst.
Herr Lux, wie viele Tornados gibt es jedes Jahr in Deutschland?
Gerhard Lux: Bei uns werden jährlich etwa 20 bis 40 dokumentiert. In den USA sind es aber mindestens zehnmal so viele. Früher haben wir von „Windhosen“ gesprochen, jetzt sagen wir auch in Deutschland „Tornados“, um die Sache nicht zu verharmlosen, denn auch bei uns können beträchtliche Schäden entstehen.
Wie gut können Tornados vorhergesagt werden?
Lux: Sie sind sehr, sehr schwer vorherzusagen. Sie entstehen in Deutschland vor allem in der sommerlichen Gewittersaison und entwickeln sich schnell. Ein Tornado mit einer horizontalen Ausdehnung von meist nur wenigen Dutzend bis einigen hundert Metern ist so klein, dass er vom Wetterradar kaum und vom Satelliten gar nicht erkannt werden kann. Auf ein erhöhtes Risiko für bestimmte Regionen kann maximal 18 Stunden zuvor hingewiesen werden.
Warum richten Tornados in den USA so viel schlimmere Schäden an als in Deutschland?
Lux: Ein Grund ist die Bauweise der Häuser — sie sind oft aus Holz und einfach gebaut. Die Häuser sind häufig nur eingeschossig, die Abstände zwischen ihnen größer, da können mehr Trümmer umherfliegen.
Wie sollte man sich verhalten, wenn ein Tornado anrauscht?
Lux: Um nicht von Trümmern getroffen zu werden, empfiehlt es sich, Kellerräume und massive Häuser aufzusuchen, sowie von Fenstern und Türen fernzubleiben. Schutz im Auto zu suchen, kann eine tödliche Entscheidung sein. Im Freien sollte man stets versuchen, einem Tornado auszuweichen. Dafür reicht ein Kilometer Abstand aus. Wenn man überrascht wird, hilft es notfalls, sich flach auf den Boden zu legen.