Antisemitismus Tote-Hosen-Sänger Campino fordert "ganz klaren Riegel" vor Übergriffen
Berlin · Der Tote-Hosen-Sänger Campino ist entsetzt über die Zunahme antisemitischer Gewalttaten in Deutschland.
"Wenn es zu antisemitischen Übergriffen und Gewalttaten kommt, ganz gleich ob sie von Rechtsextremen oder von Islamisten begangen werden, muss man einen ganz klaren Riegel davorschieben. Das dulden wir in diesem Land nicht", sagte der 57-Jährige der "Welt am Sonntag".
Er empfinde "Wut und Enttäuschung darüber, dass wir jüdischen Mitbürgern hier kein sorgloses Leben gewährleisten können", sagte Campino, der mit bürgerlichem Namen Andreas Frege heißt. Jüdische Kindergärten müssten mit Nato-Draht und Tarnnetzen gesichert werden, damit keine Sprengsätze darauf geworfen werden könnten. "Das ist schrecklich."
Mit den Toten Hosen war Campino in der Vergangenheit oft wegen seines Engagements gegen Antisemitismus und Rassismus ausgezeichnet worden - unter anderem von der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf und in diesem Jahr vom Deutschen Fußballbund. Bei der umstrittenen Echo-Verleihung 2018 war Campino der einzige, der die Preisübergabe an die Rapper Kollegah und Farid Bang kritisiert hatte, die ungeachtet ihrer antisemitischen Texte und Cartoons ausgezeichnet worden waren.
In ihrem neuen Song "Schwerelos" beschreiben die Toten Hosen das Schicksal einer Auschwitz-Überlebenden. Campino sagt, dass er ein Lied wie dieses vor 20 Jahren vielleicht "handwerklich nicht so hinbekommen hätte" wie heute. "Der Text ist inspiriert von einem Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz während unserer letzten Tour in Polen." Er habe viele positive Reaktionen auf dieses Lied bekommen, auch von seinen jüdischen Bekannten.
jp/jpf