Trauer um Jon Lord von Deep Purple

London (dpa) - Er war sein Leben lang der Klassik verbunden - und schuf trotzdem die härtesten Rhythmen, die es bis dahin je gegeben hatte: Jon Lord beherrschte die Klavier- und Orgeltasten in so gut wie jeder Stimmlage.

Als Keyboarder der Band Deep Purple ging er mit seinen Hammond-Orgel-Soli in die Musikgeschichte ein. Am Montag starb er mit 71 Jahren in London an einem Krebsleiden. Unter Experten mag das umstritten sein, doch manche sind der Meinung, ohne Deep Purple gäbe es weder Heavy Metal noch Hard Rock. Zu ihren Hochzeiten in den 1970ern galten sie als „lauteste Band der Welt“. Jon Lord allerdings mochte auch immer die leisen Töne.

Musik hatte er bis zuletzt gemacht und komponiert, sie sei „Teil seiner Therapie“, sagte Lord. Wie wichtig diese für ihn war, zeigte sich schon früh. So hätte er auch Schauspieler werden können, hatte sogar ein Stipendium. Doch der Sohn eines Künstler-Ehepaares entschied sich für die Musik. Zunächst lernte er klassisches Klavier. Dann entdeckte er den Rock'n'Roll von Jerry Lee Lewis und den Jazzorganisten Jimmy Smith.

Es folgten erste Auftritte in Pubs mit verschiedenen Musikerfreunden, darunter auch der spätere Rolling-Stones-Gitarrist Ron Wood und dessen Bruder Art. Beim Kinks-Hit „You Really Got Me Now“ spielte er Klavier.

Im Frühjahr 1968 nahmen Deep Purple mit „Shades Of Deep Purple“ an nur einem Wochenende ihr erstes Studioalbum auf. Geprägt war es vor allem von der Psychadelic-Mode der Zeit, es gab aber auch Bluesrock. Obwohl es klanglich eher noch an die Beatles erinnerte, erstaunte schon damals die Härte des Albums.

Ihren typischen harten Rock-Klang entwickelte die Band dann Anfang der 1970er Jahre mit teilweise neuer Besetzung. Das Album „Deep Purple in Rock“ kam heraus, und „Machine Head“, auf dem das bis heute wohl berühmteste Stück der Band zu hören war: „Smoke On The Water“. Über die Jahre verkaufte Deep Purple mehr als 100 Millionen Alben.

Von Anfang an fanden bei Deep Purple viele Wechsel in der Besetzung statt, auch eine Auflösung gab es, doch Lord blieb eine Konstante. Tobte Lord sich auf der Bühne auf seiner Hammond-Orgel aus, so komponierte er parallel von Anfang an trotzdem weiter klassische Musik. 2002 meldete er sich dann endgültig ab und widmete sich nur noch der Klassik.

Im August 2011 hatte er auf seiner Webseite bekanntgegeben, dass er Krebs habe - und gleichzeitig versprochen, weiterzukomponieren. Er hatte der Krankheit den Kampf angesagt, und erstmal nur eine Pause angekündigt: „Ich bin mir sicher, dass ich nächstes Jahr wieder in guter Form zurück bin. Alles Gute und bis bald. Jon“