Trauernden Tieren nicht zu viel Veränderung zumuten

Bonn (dpa/tmn) - Sterben Herrchen oder Frauchen, leiden Hunde und Katzen mit. Ein neuer Halter kann den Tieren die Eingewöhnung erleichtern, wenn er viel über ihre bisherigen Gewohnheiten weiß. Dabei sollte an den alten Ritualen nicht allzu viel gerüttelt werden.

Wenn ein Mensch stirbt, müssen sich die Hinterbliebenen manchmal um deren Haustiere kümmern. Doch wo sollen der Hund oder die Katze künftig untergebracht werden? Meist können die Tiere schließlich nicht in ihrer gewohnten Umgebung bleiben, sondern brauchen einen neuen Halter - und der hat es leichter, wenn er weiß, wo das Tier herkommt.

„Für Hunde und Katzen bedeutet der Verlust eines seit vielen Jahren vertrauten Menschen einen großen Einschnitt in den Lebensalltag, der oftmals mit großem Stress für die Tiere verbunden ist“, erklärt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. Außerdem sei mit dem Verlust des Menschen häufig noch ein Ortswechsel verbunden. „Die Tiere müssen in eine neue, ihnen häufig völlig unbekannte Umgebung und werden von ihnen ebenfalls unbekannten Menschen versorgt. In solchen Situation leiden die Tiere sehr oft und vermissen ihren Halter.“

Tatsächlich könnten auch Tiere trauern, sagt Tünte. „Das hört man immer wieder.“ Häufigste Stresssymptome, wenn Tiere ihren bisherigen Besitzer vermissen, könnten zum Beispiel Futterverweigerung und Apathie sein. „Um die Situation für die Tiere so erträglich wie möglich zu machen, ist alles wichtig, was den Tieren in irgendeiner Form vertraut ist wie Körbchen und Spielsachen.“

Das betont auch Evamarie König, Sprecherin des Tierheims Berlin. „Man sollte als neuer Besitzer möglichst viel über die Gewohnheiten des Tieres in Erfahrung bringen.“ Also: Wie sah der Tagesablauf bislang aus? Wie oft war das Tier draußen? Wie lange blieb es allein zu Hause - oder ist es das gar nicht gewohnt? Welche Medikamente muss das Tier bekommen? Und wer ist der Tierarzt?

Dabei spiele auch das Futter eine große Rolle. „Es ist gut zu wissen, welches Futter das Tier genau bekommen hat, wie oft und wie viel“, sagt König. Besonders wichtig sei das Wissen um spezielles Diätfutter, das bei bestimmten Erkrankungen gegeben werde. Doch auch in anderen Fällen ist es gut zu erfahren, was bislang auf dem Plan stand.

Hat eine Katze bisher beispielsweise kein Trockenfutter gefressen, heißt das nicht, dass es dabei bleiben muss. „Man muss sich aber vor Augen halten, welche gravierende Veränderung im Leben des Tieres der Tod des Halters bedeutet“, sagt die Expertin. „Wird dann noch das Futter verändert, ist das eine weitere Veränderung, mit der das Tier klarkommen muss.“

Das gilt aber nicht nur fürs Futter, sondern zum Beispiel auch für das Gassigehen mit dem Hund. „Ein strukturierter Tagesablauf kann dem Tier helfen, sich an die neue Situation zu gewöhnen“, sagt Astrid Behr, Sprecherin des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte in Frankfurt am Main. Dazu gehörten auch feste Rituale und eine zunächst feste Route beim Rausgehen. Dabei sollte man das Tier aber nicht allzu vermenschlichen und denken „Ich muss es ablenken“, findet Behr. „Ein Hund braucht einen verlässlichen Rudelführer und den kann man ihm mit Struktur und natürlich ausreichend Zuwendung geben.“

Im neuen Zuhause sollte der Hund alles beschnüffeln und kennenlernen können, sagt König. „Es hilft, wenn man den alten Korb und den Napf hat, weil das ein vertrauter Geruch für den Hund ist und ihm die Orientierung erleichtert.“ Doch wenn der Hund Angewohnheiten hat, die man selber nicht mag - zum Beispiel aufs Sofa springen -, dann dürfe man ihm das von Anfang an verbieten, betont Tierärztin Behr. „Das sagt man ruhig und bestimmt, damit der Hund gleich versteht 'Das darf ich nicht'.“

Etwas anders ist es bei Katzen. „Während sich ein Hund schnell überall wohlfühlt und vor allem eng an den Menschen als Rudelführer gebunden ist, sind Katzen oft sehr revierbezogen“, erläutert König. Das bedeutet: Ihre Umgebung ist ihnen sehr wichtig, und wenn sie neu ist, muss sie erst erkundet und erobert werden. „Sie muss behutsam eingewöhnt werden.“

Deswegen stellt man laut König am besten zunächst nur ein Zimmer zur Verfügung, in dem man zum Beispiel das Katzenklo und den Kratzbaum platziert. „Daran kann sie sich dann ein bis zwei Tage gewöhnen, bevor man einen weiteren Raum freigibt, und die Katze so nach und nach die gesamte Wohnung in Beschlag nehmen kann.“