Trüffelhunde: Zur Belohnung Leberwurst

Im Vergleich zu Frankreich und Italien ist Deutschland ein Trüffel-Entwicklungsland. Christian Gold bildet Hunde für die Suche aus.

Erlabrunn. Plötzlich geht ein Ruck durch Emmy. Der schwarze Mops schwenkt um und hält zielstrebig auf das gelbe Plastik-Ei zu — gefunden! Zur Belohnung gibt es von Frauchen Nathalie Blum etwas Leberwurst aus der Tube.

Die Schatzsuche auf der Streuobstwiese soll aus Emmy einen Trüffelhund machen: In der Plastikhülle steckt ein Stück des begehrten Edelpilzes, den es zu erschnüffeln gilt. Und Emmy schlägt sich gar nicht schlecht, obwohl kurzschnäuzige Hunde eigentlich nicht für eine besonders gute Trüffel-Nase bekannt sind. „Sie war die Beste im Kurs“, sagt Christian Gold.

Der kernige 39-Jährige mit kurzen dunklen Locken bildet seit einigen Monaten im unterfränkischen Erlabrunn Trüffelhunde aus. Eine Seltenheit. „Deutschland ist ja ein totales Entwicklungsland, trüffel-mäßig“, sagt er. Während Suche und Anbau von Trüffeln in Frankreich und Italien weit verbreitet und ein wichtiger Wirtschaftszweig sind, ist die Trüffelsuche hierzulande etwas für Liebhaber.

Christian Gold führt einen Burgundertrüffel zur Nase — von ihm steigt der typisch erdig-fruchtige Geruch auf. 40 Trüffelarten hat der beurlaubte Lehrer bei seinen Streifzügen schon entdeckt, vor allem im Wald um Würzburg. Er selbst darf dank einer Ausnahmegenehmigung zu Forschungszwecken zugreifen. Sein Eindruck: Selten sind Sommertrüffeln zumindest in einigen Regionen überhaupt nicht. Er fordert deshalb, das strikte Verbot zu überdenken. „Da verrotten Millionenwerte.“

„Im Grunde gibt es die tonnenweise in Deutschland“, bestätigt Autor Christian Volbracht („Trüffeln. Mythos und Wirklichkeit“). Er glaube aber, dass das Verbot nicht fallen werde — zumal die Edelpilze häufig in Biotopen wachsen. Zugleich gibt es seit einigen Jahren erste Versuche, hierzulande wieder Trüffeln anzubauen. Die Zucht ist legal. Volbracht beschreibt eine enthusiastische, kleine Trüffelszene — und warnt aber vor einer „großen Hoffnungsmacherei“ für Feinschmecker.

Durchaus kritisch hinterfragt Julian Heiermann, Artenschutzexperte beim Naturschutzbund, die Trüffelhunde-Kurse. „Das ist ein bisschen so, als würde ich Leute ausbilden, Autos aufzubrechen“, sagt er. Christian Gold betont dagegen, er weise die Teilnehmer darauf hin, dass sie keine Trüffeln sammeln dürfen. Und: „Ich suche ja auch Mithelfer für die Forschung.“ Zudem stehe ein Großteil der Trüffelarten gar nicht unter Schutz, nur eben die besonders wertvollen.