Tütensuppe und kleine Sünden - Politiker am Herd

Berlin (dpa) - Die einen wärmen sich nach einer anstrengenden Landtagssitzung eine Fertigpizza auf, die anderen erlegen ihr Abendessen lieber selbst. Die Kochkünste deutscher Politiker sind so verschieden wie ihre Parteibücher.

In einem sind sich die Regierenden aber einig: Am liebsten mögen sie Hausmannskost aus der Heimat.

Während sich die Landwirtschaftsministerin und gebürtige Bayerin Ilse Aigner (CSU) „gelegentlich einen süßen Semmelschmarrn“ gönnt, gehören für Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) Käsespätzle ebenso auf den Tisch wie Flädlesuppe, wie seine Ehefrau einst erzählte.

Und was isst Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) am liebsten? Natürlich Thüringer Klöße. Die werden zusammen mit Rouladen und Rotkohl serviert und müssen traditionell auf dem Teller aufgerissen werden, findet die Ministerin.

Die Spezialität von Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen ist die im Norden beliebte „Frische Suppe“ mit Gemüse und Rindfleisch. Ebenfalls auf dem Speiseplan des Nordfriesen steht Fisch - selbst geräuchert.

Wenn es ums Essen geht, ist der CDU-Politiker ohnehin Selfmade-Man: Er stellt Butter her, macht Honig, baut Tomaten an und geht sogar zur Jagd. Vom Kalorienzählen hält er nichts: „In Italien und Südfrankreich gibt es mehr alte Winzer als alte Ärzte“, sagt Carstensen, der diesen Montag 65 wird. Statt sich jede Gaumenfreude zu verkneifen, plädiert er für den Genuss. „Dass wir zu dick und zu schwer sind und dass wir uns zu wenig bewegen, weiß ich selbst.“

Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hält sich zwar tagsüber an Obst und Gemüse. Aber auch sie hat Schwächen: „Worauf ich allerdings nie verzichte ist mein geliebter Latte Macchiato. Ohne den würde ich die anstrengenden Tage nicht durchhalten“, verriet sie einst.

Sich aus Diätgründen einen Gaumenschmaus verkneifen? Das kommt auch für Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) nicht infrage. Sie möge alles und verzichte auf nichts. Am Kochen reize sie vor allem „die Vorfreude auf's Essen“.

Auch in anderer Hinsicht haben Deutschlands Politiker etwas gemeinsam: Sie stehen am liebsten im Urlaub am Herd. „Ich koche gerne, aber zu selten: am Wochenende und im Urlaub in meiner Ferienwohnung am Bodensee“, erklärt Schavan. Und auch Ilse Aigner verrät: „Vor allem im Urlaub koche ich gerne.“

Und was, wenn's mal schnell gehen muss? „Für den Notfall ist es nicht schlecht, eine Pizza im Tiefkühlfach zu haben“, findet Aigner. „Ein richtig guter Ersatz“ für das Selberkochen sei die aber nicht. Annette Schavan hält es ähnlich: „Nur im Notfall!“

Nicht ganz so streng sieht das Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering. „Ich bin für die schnellen und einfachen Sachen zuständig“, sagt der SPD-Politiker. Er kann nach eigenen Angaben mehr als Tütensuppe, stundenlange Vorbereitungen sind für ihn aber nichts.

Bei Zeitproblemen muss Nordrhein-Westfalens Ministerin Hannelore Kraft (SPD) hingegen selten zu Tiefkühlkost greifen - dann brutzelt und schmort nämlich ihr Mann Udo. „Er ist ein hervorragender Koch“, sagt die 50-Jährige. Fürsorglich packe er ihr morgens sogar manchmal Butterbrote ein, bevor sie das Zuhause in Mülheim an der Ruhr verlässt. Sorglos kann aber auch sie nicht schlemmen: Sie leidet an Zöliakie - einer Lebensmittelunverträglichkeit.