Udo Lindenberg startet Tour in Mannheim
Mannheim (dpa) - Panikrocker Udo Lindenberg kommt nicht einfach so auf die Bühne - der „Udonaut“ schwebt ein: Mit einem Zeppelin startet der Musiker seine Deutschlandtour.
Von hoch oben unterm Hallendach der ausverkauften Mannheimer SAP Arena gleitet er im Korb stehend nach unten zu seinen Fans, die lange auf ihn gewartet haben. Es ist die erste große Show des Deutschrockers seit der Comeback-Tour vor dreieinhalb Jahren. Damals, als nur wenige damit gerechnet hatten, feierte er mit „Stark wie Zwei“ seine Rückkehr und sein erstes Nummer-Eins-Album. Jetzt tourt der 65-Jährige wieder durch die großen Hallen - getreu seinem Hit und Lebensmotto: „Ich mach' mein Ding“.
Eine „Wundertüte“ verspricht Lindenberg den 12 000 Fans beim Auftakt am Samstagabend, nachdem er in der Mannheimer Arena gelandet ist. Und der Musiker, der seit mehr als vier Jahrzehnten im Geschäft ist, hält sein Versprechen: Insgesamt 27 Songs, mehrere Gäste, eine Artistin, ein Vampir - zweidreiviertel Stunden lang verausgabt sich der Panikrocker für sein Publikum. Nur einmal vertut er sich, als er einen Gast zu früh ankündigt. Das sei das Premierenfieber, flachst der Mann in seiner nuscheligen Art, die genauso zu seinen Markenzeichen gehört wie Hut und Sonnenbrille.
Nonstop präsentiert der Hamburger Hotel-Dauerbewohner einen Hit nach dem anderen: Bei Titeln wie „Ich mach' mein Ding“ und „Ganz anders“ tanzt Hip-Hopper und Kumpel Jan Delay über die Bühne, bei „Cello“ begleitet ihn Sänger Clueso, aber rockig, ohne Cello-Klänge. Beide hatten mit ihrer neuen Version des Udo-Klassikers in den vergangenen Monaten die Charts erobert. Fast 40 Jahre ist es her, dass Lindenbergs Album „Andrea Doria“ unter anderem mit „Cello“ dem Gronauer zum endgültigen Durchbruch verhalf. Das Remake nahmen er und Clueso für sein „MTV Unplugged“-Album auf, das sich wochenlang an der Chartspitze hielt.
Nachdenkliche Töne schlägt der Rockstar in seinem Konzert mit älteren Hits wie „Ich lieb Dich überhaupt nicht mehr“ ebenso an wie mit neuen Songs wie „Was hat die Zeit mit uns gemacht“. Der Musiker, der sich seit langem gegen Rechts engagiert und für eine „Bunte Republik Deutschland“ wirbt, verzichtet auch in seiner neuen Show nicht auf Titel wie „Wozu sind Kriege da“ und „Sie brauchen keinen Führer“. „Wir müssen jeden Tag aufpassen“, mahnt er.
An die Großen der Rockmusik wie Michael Jackson, Amy Winehouse, Whitney Houston oder Brian Jones erinnert Lindenberg mit dem Lied „Höllenfahrt“. „Sie sind nicht von uns, sondern nur vor uns gegangen“, sagt der Musiker und appelliert an seine Fans: „Ergreift das Leben und lasst es nicht mehr los!“ Seinem eigenen Lebenswerk ist derzeit eine Ausstellung in seiner Wahlheimat Hamburg gewidmet. Die Schau im Museum für Kunst und Gewerbe wurde erst jüngst verlängert und erwartete am Sonntag den 50 000. Besucher.
Die ganze Zeit über zeigt Lindenberg auf der Mannheimer Bühne vollen körperlichen Einsatz. Begeisterung kommt auf, als er plötzlich durchs Publikum marschiert und dann auf einer kleinen Bühne inmitten der Menschen sich mit „0-Rhesus-Negativ“ von einem Vampir beißen lässt. Der gibt dann noch an zwei Seilen eine beeindruckende artistische Vorstellung, derweil sich der Rocksänger auf einer Trage wieder zurück zur Bühne bringen lässt.
Seinen Abgang nach einem begeisternden Finale mit Hits wie „Sonderzug nach Pankow“ oder „Andrea Doria“ zelebriert Lindenberg indessen wieder ganz als „Udonaut“: Im Zeppelinkorb schwebte er davon. Sein „Goodbye Sailor“ klingt durch die Halle - „Ein letztes Ahoi! Ich muss fort...“ Für den Musiker und sein Panikorchester geht es bis zum 2. April weiter quer durch Deutschland.