Udo Lindenberg in Essen: Der Greis ist heiß

„Woddy Woddy Wodka“ aus dem Raumanzug – aber mit Hut und Sonnenbrille

Essen. Deutschlands Panik-Präsident betritt unter dem Jubel seiner Fans im Astronauten-Anzug die Bühne. Die ersten Zeilen des Songs "Woddy Woddy Wodka" singt Udo Lindenberg noch mit geöffnetem Schutzschild.

Dann nimmt er den Helm langsam ab. Und tatsächlich: Darunter trägt er Hut und Sonnenbrille. Nichts verrutscht, alles sitzt wie angewachsen. Hut ab, Udo!

Blödelnd und zugleich unendlich cool schwört der 62-Jährige seine Fans schon in der ersten Minute darauf ein, dass sie hier die hohe Kunst des selbstironischen Rockers erwartet.

Udo klopft Sprüche, nimmt sich selbst aufs Korn und weiß dennoch ganz genau, warum er seit 35 Jahren erfolgreich im Geschäft ist: Mit einzigartiger Lyrik singt er von seinen Ängsten und Sorgen, von Freundschaft und Liebe. Da kann jeder aus tiefster Seele mitsingen.

"Das ist hier ein großes Familientreffen für mich", sagt Udo in der ausverkauften Grugahalle. "Meine Geschwister sind hier, viele Freunde." Lindenberg ist in Gronau im Kreis Borken aufgewachsen. Udo lässt seinen Blick durch die Menge schweifen und erkennt "viele heiße Greise, aber auch viele kleine Panik-Babys."

Das beruhigt den Mann, der nie etwas anderes gelernt hat als Panik-Präsident der Nation zu sein. Dabei ist Udo keineswegs ein Ewig-Gestriger. Seine Fans grölen die Songs des neuen Albums "Stark wie zwei" ebenso laut mit wie die Klassiker "Andrea Doria", "Sonderzug nach Pankow" und "Honky Tonky Show".

Mit seinem ersten Studioalbum seit 2000 und dem 41. seiner Karriere schaffte der Deutschrocker den Sprung auf Platz 1 der deutschen Charts - zum ersten Mal überhaupt.

Mitten in der Udo-Show schleicht sich dann plötzlich ein Männlein mit Saxophon auf die Bühne - Überraschungsgast Helge Schneider, der nebenan in Mülheim wohnt und mit Udo gemeinsam den Song "Chubby Checker" fürs neue Album aufgenommen hat. Die Panik-Fans erleben das Stück zum ersten Mal live, mit Helge Schneider am Klavier. Und man nimmt es Udo sofort ab: "Helge gehört zur Panikfamilie. Wir sind dicke Kumpels."

Keiner kann so recht glauben, dass Lindenberg noch unbeschadet auf der Bühne steht. Sein Leben bewegte sich lange zwischen Alkohol-Exzessen und "Dramen mit den Damen", er rauchte Kette, rockte gegen Honecker und die DDR und überlebte 1989 einen Herzinfarkt. In dem Lied "Mein Body und ich" singt er: "Viele hätten bei so ’nem Leben längst den Löffel abgegeben."

Immer wieder hüpfen begehrenswerte Sängerinnen um Lindenberg herum, mit denen er wild tanzt. Bei dem Stück "Der Greis ist heiß" stolpern dann auch einige als Greise verkleidete Männer auf die Bühne und tanzen mit.

Die Tour geht im Oktober zu Ende. Für das Konzert am 25.Oktober in Köln gibt es noch Sitzplatz-Karten für 46 Euro.