Ulrich Tukur mit den Rhythmus Boys auf Tour

Hamburg (dpa) - Tausendsassa Ulrich Tukur scheint sich selbst eher selten schwache Stunden zu erlauben. Als „Tatort“-Kommissar ist der 54-Jährige an diesem Sonntag (4. Dezember) wieder im Fernsehen zu sehen, gerade stand er als Generalfeldmarschall Erwin Rommel vor der Kamera und nun tourt Tukur schon wieder als Musiker durch Deutschland.

Mit „Musik für schwache Stunden“ legten er und seine Rhythmus Boys einen gefeierten Auftakt ihrer Deutschlandtour hin. Vom Premierenpublikum im Hamburger St. Pauli-Theater erhielt die „älteste Boygroup der Welt“, wie sich das Quartett selbst nennt, dafür am Montagabend stürmischen Applaus und Bravo-Rufe.

Tukur hatte die Tanzkapelle 1995 ins Leben gerufen. Vor allem die Lieder aus den 20er und 30er Jahren, deren Leichtigkeit in den Melodien und Witz in den Texten, haben es ihm und seinen Kollegen angetan. Sie präsentieren Altbekanntes ebenso wie Unbekanntes, Evergreens wie Eigenkompositionen - auch auf dem aktuellen Album, das der Tour den Namen gab: „Musik für schwache Stunden“. Jene schwachen Stunden beschreibt das Herren-Quartett so: „Wenn die Sonne hinter den Dächern versinkt, wenn die Schatten länger werden in den stillen Straßen der Stadt, wenn sich Eiswürfel mit Spirituosen vermengen und die Welt kurz den Atem anhält, bevor die nächtlichen Lichter leuchten, dann ist sie da, die schwache Stunde.“

Die Stücke reichen von alten Filmschlagern aus den 30er und 40er Jahren wie Johannes Heesters' „Liebling, was wird nun aus uns beiden“ und Zarah Leanders „Ich steh' im Regen“ über Lieder des italienischen Sängers Domenico Modugno und des Franzosen Charles Trenet bis hin zu Eigenkompositionen („Fun On The Titanic“). Von Modugno, der mit seinem Hit „Volare“ 1958 beim Eurovision Song Contest auftrat, hatte Tukur gleich mehrere Titel parat, vorzugsweise traurige Geschichten - „eine schrecklicher und betrüblicher als die andere“, schwärmte er. „Er beschreibt einen Selbstmord so schön, wie man es nur in Italien kann“, sagte der in Venedig lebende Künstler.

Die „schwachen Stunden“ reichen von Abschied und Tod bis zum Besuch beim Zahnarzt - von melancholischen Momenten bis hin zu absurdem Klamauk. Neben vielen Liedern des neuen Albums verzichteten die Rhythmus Boys aber auch auf ihrer Fangemeinde vertraute Titel wie „Bongo Bongo Bongo“ nicht (Tukur: „Die Rolling Stones spielen ja auch nicht nur Neues, und unser „Satisfaction“ ist „Bongo Bongo Bongo“). Eine schwache Stunde gönnte sich Tukur, dem die Energie nie auszugehen scheint, nicht: Zwischen Klavier und Quetschkommode wirbelte er hin und her, kleine Pannen überspielte er gekonnt, und immer wieder hatte er kleine Anekdoten parat.

Dabei hatte Tukur selbst gleich zu Beginn des Abends perfekt vorgeführt, wie anders es hätte aussehen können: Bei seiner Begrüßung stolperte und stürzte der Schauspieler derart überzeugend, dass Zuschauer selbst dann noch erschrocken schauten, als er sich längst grinsend mit einem Taschentuch das Theaterblut aus dem Gesicht wischte. So hätte sie aussehen können, eine der schwachen Stunden, für die Tukur und die Rhythmus Boys nun in ganz Deutschland live die Musik auf die Bühne bringen wollen. Vor allem im Januar stehen zahlreiche Konzerte auf dem Programm, bevor sie zum Abschluss ihrer Tour am 6. Februar wieder in der Hansestadt auftreten.