Umstrittener Film über Regividerm-Salbe: WDR trennt sich von Redakteur
Köln. Ein Film über Pharmakonzerne, die angeblich aus reinem Finanzkalkül eine wirkungsvolle Salbe gegen Hautkrankheiten verhindern wollten, sorgte bundesweit für Wirbel.
Nun hat sich der Westdeutsche Rundfunk wegen falscher Aussagen und wegen Verstoßes gegen WDR-Programmgrundsätze von dem einst hochgelobten Autor des Beitrags getrennt. Das teilte der Sender am Freitag mit.
Das Feature "Heilung unerwünscht: Wie Pharmakonzerne ein Medikament verhindern", das im Oktober 2009 in der ARD lief, hatte heftige Debatten ausgelöst. Es war aber auch viel Hoffnung mit Blick auf die beschriebene Salbe Regividerm geweckt worden.
Der WDR begründete seinen Schritt nun mit "inhaltlicher Kritik an dem Film" und Zweifeln an der Unabhängigkeit des Autors. Er habe kurz nach der TV-Ausstrahlung ein Buch zu demselben Thema veröffentlicht.
Die beschriebene Creme soll angeblich auf einfacher Avocado-Vitamin-Basis gegen die Volkskrankheiten Neurodermitis und Schuppenflechte helfen und dem Film zufolge der Pharmaindustrie ein Dorn im Auge sein. Die Konzerne hätten versucht, eine Markteinführung zu verhindern, da die Salbe eigene teurere Präparate gefährden würde, behauptete der WDR-Redakteur.
Ein Mediziner und ein Chemiker hatten die Rezeptur schon vor gut 20 Jahren gefunden, aber laut Film wollte kein Unternehmen die Creme produzieren. Ein kleiner Hersteller - die Firma Regeneratio aus Remscheid bei Düsseldorf - hatte schließlich im November 2009 die Genehmigung als rezeptfreies Medizinprodukt erhalten.
Der WDR erklärte, der Autor aus dem Programmbereich Politik und Zeitgeschehen sei mit sofortiger Wirkung vom Dienst freigestellt, zudem habe der Sender arbeitsrechtliche Schritte eingeleitet. Gegen das Feature war formelle Programmbeschwerde erhoben worden, es war Thema im WDR-Rundfunkrat und beschäftigte auch die interne Revision.
Der Mitarbeiter habe Vorgesetzte wiederholt über den Zusammenhang von Sendedatum und Buchveröffentlichung getäuscht und in einer dienstlichen Erklärung falsche Angaben gemacht, sagte Intendantin Monika Piel.