Uniform: Das Revier wird zum Laufsteg

Dienstag trugen Polizisten im Dienst erstmals Blau. Sie sind zufrieden – und die Bürger auch.

Mettmann. "Herrlich ist die", schwärmt Polizeihauptkommissar Marten Harms von seiner neuen Uniform. Statt Moosgrün trägt der Personalanwerber der Mettmanner Polizei seit gestern Marineblau. Zusammen mit seinen Kollegen aus Bielefeld, Krefeld und dem Kreis Mettmann trägt er die Dienstkleidung zur Probe. Und Harms kann sich vor lauter Begeisterung für seinen Innendienst-Anzug kaum bremsen: "Früher waren die Uniformen aus Polyacryl, jetzt ist das 100 Prozent reine Schurwolle. Das ist ein ganz anderer Tragekomfort."

Auch seine Kollegen sind von ihrer neuen Dienstkleidung ganz angetan. "Sie muss sich natürlich erst noch bewähren, aber der erste Eindruck ist gut", sagt Annika Scharmann, die an diesem Morgen seit 7 Uhr auf Streife durch Mettmanns Innenstadt unterwegs ist. Da wurde die Fußgängerzone zum Laufsteg. "Die Bürger reagieren überwiegend positiv", sagt die Polizeikommissarin.

Während die Öffentlichkeit besonders der Farbwechsel interessiert, stehen für die Beamten das neue Material, Schnitt und eine bessere Funktionalität im Vordergrund. "Die grüne Uniform stammt immerhin aus den 1970ern und hat sich seitdem kaum verändert , obwohl es im Bereich Material und Funktion einige Verbesserungen gegeben hat", sagt Polizeisprecher Ulrich Löhe. Außerdem wurde die Kluft vor 30Jahren in erster Linie nach modischen Aspekten entworfen - entsprechend antiquiert ist ihre Wirkung heute.

Oberstes Gebot bei dem Entwurf der neuen Dienstkleidung war Alltagstauglichkeit und Eigensicherung. "Früher war der Eingriff für die Dienstwaffe immer in der rechten Jackentasche", so Scharmann. Jetzt gibt es links und rechts eine praktische Reißverschlussöffnung, mit der man die Waffe aus dem Halfter an der Hose nehmen kann". Auch die zusätzlichen Taschen an der Cargohose, die Beamte im Wachdienst tragen, seien vorteilhaft.

Viele Passanten bleiben an diesem Morgen stehen und sehen der Polizistin und ihren Kollegen in der blauen Uniform nach. Einer von ihnen ist Hermann Petersilie: "Die Zeiten von grünen Uniformen sind doch längst passé. Das passt heute nicht mehr", sagt er. "Es ist vielleicht noch ein wenig gewöhnungsbedürftig", sagt Berthold Overs, "aber im Prinzip geht die blaue Uniform in Ordnung. Die italienische Polizei ist aber trotzdem besser gekleidet, da sind noch ein paar Verbesserungen möglich." Richtig begeistert ist dafür Karin Grunberg. "Blau ist doch eine ideale Sommerfarbe, sie strahlt Seriosität aus."

Geschichte Im Kaiserreich und der Weimarer Republik waren die Uniformen der Polizei hellgrün. Statt Schirmmützen gab es die berühmten Tschakos. Die Jacken (Röcke) hatten hohe, geschlossene Kragen. Im Nationalsozialismus wurden die Polizeiuniformen der Militärkleidung angeglichen. So gab es auch feldgraue Uniformen. Nach dem Krieg wurde die alte Dienstkleidung in der britischen Zone dunkelblau gefärbt - bei Regen entstanden oft blaue Pfützen. In den 70ern kamen die noch heute in NRW üblichen Farben Beige und Grün.

Neuheit Das Innenministerium und die Polizei in NRW setzen bei ihren neuen Uniformen für den Dienst auf der Straße auf "Outdoor". Die Probeexemplare der zwei verschiedenen Jacken-Typen (lang und kurz) kommen von einem namhaften deutschen Hersteller. Sie sind aus synthetischen Stoffen gefertigt und "atmungsaktiv". Insgesamt werden in den kommenden Jahren 30000 neue Uniformen angeschafft