„Unsere Helene“ - Helene Fischer und ihr neues Album
Berlin (dpa) - Wer einen Fernseher besitzt, kennt Helene Fischer oder hat wohl zumindest von ihr gehört. Bei der Echo-Verleihung schwebte sie im Silberanzug über der Bühne und sang einen Hit von Robbie Williams.
Hinter der Kulisse ist sie die Tochter, die Mamis Hühnersuppe vermisst, wenn sie krank ist. Vor allem ist Helene Fischer, die Freundin des Moderators Florian Silbereisen, ein Phänomen. Kaum jemand ist so erfolgreich mit Schlagern wie sie.
Hunderttausende Zuschauer kommen zu den Konzerten von Fischer, die von der Kritik gerade „Germany's Goldkehlchen“ („Die Zeit“) und „Fräulein Zuckerguss“ („Süddeutsche Zeitung“) getauft wurde. Drei Millionen Zuschauer, mehr als bei den meisten deutschen Kinofilmen, sahen in der ARD ein Porträt, das backstage gedreht wurde. Am 4. Oktober erscheint ihr neues Album „Farbenspiel“. Einen Tag später sitzt sie bei „Wetten, dass..?“ auf der Couch. Eine eigene Fernsehshow bekam sie auch schon.
Ausländern könnte man Helene Fischer so erklären: Schlager ist so etwas wie das deutsche Pendant zum französischen Chanson, Fischer ist sein Gesicht im Jahr 2013. In den 90er Jahren war es Mode, Schlager aus Jux zu hören, als Teil der Retrowelle. Guildo Horn sang „Guildo hat euch lieb“. Heute ist das wieder anders. Schlager klingt moderner, funktioniert aber wie in den 70ern: ironiefrei.
Fischer meint es ehrlich, wenn sie wie in der Single „Fehlerfrei“ singt: „Keiner ist fehlerfrei / was ist denn schon dabei / seid doch wie ihr seid“. Die Sängerin mag es harmonisch. Vor Konzerten fasst sie sich mit dem Team an den Händen, ein Ritual zum Sammeln.
Am neuen Album haben der ehemalige Rosenstolz-Musiker Peter Plate und Fischers Kollegin Kristina Bach mitgemischt. Fans werden die Handschrift von ihrem Produzenten Jean Frankfurter erkennen, dem Mann hinter Hits von Bata Illic, Costa Cordalis und Nicole.
Die Entscheidung für den Schlager hat sie nie bereut, sagt Fischer, ausgebildete Musical-Darstellerin, beim dpa-Interview in Berlin. „Ich bin sehr froh, dass es so gekommen ist und dass man mir die Möglichkeit gibt, mich Schritt für Schritt weiterentwickeln zu können“, sagt sie.
Dazu passt, dass auf dem Album ein Lied „Auf der Suche nach mir“ heißt. „Ich bin 29 und habe eine Menge in meinem Leben erfahren dürfen, ich weiß einfach mehr, was mir gut tut und wohin ich will“, sagt Fischer. Aber das heiße nicht, dass die Suche bereits aufgehört habe.
Ob sie beim Eurovision Song Contest mitmachen würde? „Hm. Schwieriges Thema. Es kann gut gehen. Es kann auch nach hinten losgehen. Die Anfrage kam aber so konkret noch nicht, von daher kann ich nicht sagen, wie ich darauf reagieren würde.“
Fischer, die in Hessen lebt, hat eine ungewöhnliche Biografie. Sie wurde in Sibirien geboren und kam als kleines Kind mit ihrer Familie aus Russland nach Deutschland, wo sie in Rheinland-Pfalz aufwuchs.
Für manche Russland-Deutsche sei sie wie eine Verwandte. Das beobachte sie etwa in Briefen oder beim Autogramme-Geben. „Dann merke ich, dass die Menschen, die die gleiche Geschichte erlebt haben wie meine Eltern oder Vorfahren, sofort einen innigen Draht zu mir haben. Sie sprechen mich an, als wäre ich ihre Tochter oder Enkelin, sie sagen, das ist "unsere Helene".“
Ihre Heimat? Das ist für sie dort, wo ihre Familie ist. „Ich habe zurzeit noch keinen bestimmten Ort, zu dem ich mich hingezogen fühlen würde und den ich als Heimat bezeichnen könnte.“ Einen Masterplan für die Zukunft hat Helene Fischer nicht. „Ich lasse die Dinge auf mich zukommen. Ich glaube ganz fest daran, dass mein Schicksal mich durch mein Leben trägt.“