Unterkünfte für Flüchtlinge: „Verteilung ist nicht gerecht“

Die Unterkünfte für Asylbewerber sind überfüllt. Städte rufen nach Hilfe vom Bund.

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Düsseldorf. Krieg, Verfolgung, bittere Armut und keine Perspektive — für viele Menschen in Krisenstaaten bleibt nur die Flucht aus ihrer Heimat. Deutschland wird im laufenden Jahr 60 Prozent mehr Flüchtlinge aufnehmen als im Vorjahr.

In den ersten sieben Monaten dieses Jahres haben in der Bundesrepublik bereits 100 000 Menschen Asyl beantragt, 22 500 davon sind nach NRW geschickt worden. Das Bundesland muss die meisten Flüchtlinge aufnehmen. Die Kommunen bekommen aber verhältnismäßig wenig finanzielle Unterstützung vom Land. 20 Prozent der aufgewendeten Mittel übernimmt NRW, Schleswig Holstein zahlt seinen Städten 70 Prozent zurück. Der Bund zahlt nichts.

„Das ist keine gerechte Verteilung“, sagt Wuppertals Sozialdezernent Stefan Kühn. In Wuppertal leben derzeit 2350 Asylbewerber. Im vergangenen Jahr waren es noch rund 1500. Ein kleiner Teil ist auf fünf Flüchtlingsunterkünfte im Stadtgebiet verteilt, 80 Prozent wohnen in Privatwohnungen. Das ist möglich, weil der Wohnungsmarkt in Wuppertal lange nicht so angespannt ist wie in anderen Städten.

In Düsseldorf beispielsweise, wo es an bezahlbarem Wohnraum ohnehin mangelt, wäre so etwas undenkbar. Doch auch dort reichen die Asylbewerberheime nicht aus. Neuankömmlinge werden seit Jahren in Hotels untergebracht. Von 1500 Flüchtlingen leben mittlerweile 500 in von der Stadt gemieteten Hotelzimmern.

Zum Vergleich: 2011 musste Düsseldorf noch 630 Flüchtlinge unterbringen. Laut Oberbürgermeister Thomas Geisel werden aktuell 1300 zusätzliche Plätze benötigt. Mit mehr als 13 Millionen Euro plant Düsseldorf im Haushalt 2015 für die Versorgung und Unterbringung.

Ähnlich ist die Situation in Mönchengladbach. Weil in den Unterkünften für die mittlerweile insgesamt 1100 Asylbewerber kein Platz mehr ist, will die Stadt jetzt ein Container-Dorf aufstellen. 100 Menschen kamen alleine im September nach Mönchengladbach. Bisher wohnen sie in einem der bestehenden drei Übergangswohnheime, in drei Mehrfamilienhäusern und rund 25 Wohnungen. Außerdem in einer ehemaligen Schule und einem früheren Hotel. Initiativen kritisieren die Zustände, vor allem in den Wohnheimen, seit Jahren scharf.

In Duisburg hatte die Stadt gar eine Zeltstadt auf einem Sportplatz errichtet. Als Notlösung, wie die Verwaltung mitteilte. Nach harscher Kritik aus der Bevölkerung und vom Flüchtlingsrat ist nun eine Alternative gefunden. Ein ehemaliges Krankenhaus bietet 300 Plätze für Flüchtlinge.

„Wir in den Kommunen bekennen uns ganz klar zum Asylrecht“, sagt der Wuppertaler Sozialdezernent Kühn. „Es geht nicht darum, uns davon zu distanzieren. Aber die dramatisch gestiegenen Asylbewerberzahlen stellen die Städte, vor allem die, die seit Jahren keinen ausgeglichenen Haushalt haben, vor große Probleme.“ Kühn rechnet damit, dass die Stadt im kommenden Jahr 27 Millionen Euro für die Unterbringung ausgeben wird. 2,5 Millionen Euro wird es vom Land geben. Fünf Millionen Euro jährlich hofft die Stadt einsparen zu können, sollte die Änderung des Asylrechts in Kraft treten.