Vom Weltkrieg über Bogart bis Columbo - 100 Jahre Trenchcoat
London (dpa) - Wie kaum ein anderes Kleidungsstück hat der Trenchcoat zeitlos Modegeschichte geschrieben. Vor 100 Jahren begann sein Siegeszug in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs.
Humphrey Bogart trug ihn in „Casablanca“, Inspector Columbo machte ihn zu seinem Markenzeichen und auch sein deutscher Kollege Stephan Derrick oder Hape Kerkelings Journalisten-Parodie Horst Schlämmer schienen ihn selten auszuziehen: den Trenchcoat.
Seit 100 Jahren ist das Kleidungsstück aus Londoner Schneidereien ein Massenartikel - der Mantel wurde 1914 für die Soldaten im Ersten Weltkrieg zum Schutz gegen Wind und Wetter erstmals in Masse gefertigt. Auf der London Fashion Week (12. bis 16. September) wurde der Klassiker aus dem Hause Burberry wieder gefeiert.
Zur Burberry-Schau - zweimal pro Jahr der Höhepunkt der Londoner Modewoche, die ansonsten eher im Schatten der Schauen von Paris, Mailand oder New York steht - hat sich auch Supermodel Kate Moss die Ehre gegeben. Die Traumfigur in eine schwarze Trenchcoat-Variante gehüllt, nahm sie als Zuschauerin in der ersten Reihe Platz.
Auf dem Laufsteg der Kontrast zum dezenten Schwarz: Suki Waterhouse beendete in einer knallbunt-bedruckten Variante des Burberry-Klassikers die Show des Edel-Schneiders.
So viel Glamour hatte Firmengründer Thomas Burberry sicher nicht im Sinn, als er Ende des 19. Jahrhunderts seine Skizzen für den ersten Trenchcoat aufs Papier brachte. Schon 1870 hatte er einen Stoff verarbeitet, der durch seine feste, wasserabweisende Qualität bestach: Gabardine.
Die Polarexpeditionen von Roald Amundsen, Ernest Shackleton und Robert Falcon Scott experimentierten etwa mit dieser neuen, wetterfesten, aber vergleichsweise atmungsaktiven Textiltechnik. Anfang des 20. Jahrhunderts machte Burberry aus dem Material durch raffinierte Schnitte einen zeitlosen Gebrauchsartikel.
Wetterfest sollte er sein und warm halten. Schließlich musste er für das Schlimmste herhalten, was Menschen sich damals vorstellen konnten: die Schützengräben (englisch: trenches) des Ersten Weltkriegs.
Thomas Burberry verlieh ihm Schulterklappen und einen selbstschließenden Gürtel mit einer Schnalle im D-Design - dort konnten die Soldaten Ausrüstung befestigen. Auch die Ärmel konnte man dem Mantel notfalls schnell zuziehen. Vorne schloss er mit zehn Reihen von jeweils zwei Knöpfen. Auf dem Rücken wurde die charakteristische zweite Stofflage angebracht, damit das Wasser besser abperlen kann. Die Offiziere der Royal Army waren begeistert - 1908 bestellten sie das neue Outfit in großer Menge.
Der Trenchcoat, der vor dem Ersten Weltkrieg noch „Tielocken“ hieß, ist bis heute äußerlich in seinen wesentlichen Bestandteilen fast unverändert. Burberry lässt ihn weiter in Nordengland handfertigen.
In der Londoner Klamottenschmiede erzählt man sich Geschichten, wonach die jungen Schneider ein Jahr lernen müssen, bevor sie überhaupt nur einen Kragen hinbekommen. Das karierte Futter ist ein weiteres Markenzeichen. Kunden blättern für ein Original oft mehrere Tausend Euro hin.
Der Burberry-Trenchcoat hatte in den 90er Jahren eine Durststrecke. Die Londoner Traditionsfirma drohte, unter den großen weltweiten Modemarken zerrieben zu werden.
Vorstandschefin Angela Ahrendts, Anfang des Jahres zu Apple abgewandert, brachte das Unternehmen wieder zu ihren Wurzeln - dem Mantel. „Seit der Erfindung von Gabardine durch Thomas Burberry vor mehr als 150 Jahren war Outdoor-Kleidung der Kern unseres Geschäfts - und das bleibt es bis heute. Ablesen kann man das am Burberry-Trenchcoat als unsere Ikone“, schrieb Ahrendts in ihrem letzten Geschäftsbericht für Burberry.
Die Umsatzzahlen gingen steil nach oben, zwischen 2006 und 2013 haben sie sich von 1,2 Milliarden Pfund auf 2,4 Milliarden Pfund verdoppelt (etwa 3 Milliarden Euro). Der Vorsteuergewinn verdoppelte sich von 2010 bis 2013 auf gut 460 Millionen Pfund.
Auf den großen Modeschauen - für Damen wie auch für Herren - ist der Trenchcoat ein Dauergast. Wie kaum ein zweites Kleidungsstück steht der Trenchcoat für zeitlose Eleganz und etwas, was in der Mode viele Höhen und Tiefen durchlebt hat: vornehme Britishness.