Tradition Hier wird in Remscheid das Christentum lebendig

Remscheid · Jede Kirche der Remscheider Pfarrei St. Suitbertus hat ihre eigene Krippe – bis Mitte Januar sind sie zu sehen

Laura Winkler baut die Szenerie gemeinsam mit Brigitte Kohout auf.

Foto: Doro Siewert

Alle erwarten das Jesuskind: Die Hirten lugen hinter dem Stall hervor, der Ochse hat es sich schon im Stroh bequem gemacht. Josef hält den Esel am Strick, während die hochschwangere Maria neben ihm auf einem Felsen im Moos sitzt. Bald ist es soweit, der Heiland kommt und bringt Frieden in die Welt – und über allem strahlt hell der Stern von Bethlehem.

Die Geschichte von Jesu Geburt nimmt in den vier Kirchen der katholischen Pfarrei St. Suitbertus in diesen Tagen mehr und mehr Gestalt an – doch das letzte Kapitel wird erst am Heiligen Abend geöffnet. Denn dann wird das Jesuskind geboren – und dann wird auch erst die letzte Figur in die Krippe einziehen. Jede der vier Kirchen hat ihre eigene Krippe und ihr eigenes Team. Dazu holen sich die Ehrenamtler, die das Abbild des christlichen Glaubens mit viel Liebe fürs Detail aufbauen, auch Tipps von den Kindern.

In der Filialkirche St. Suitbertus hat Küster Markus Borek bereits die sechs Quadratmeter große Krippe aufgebaut. Für die Figuren und die Szenerie sind hingegen Laura Winkler und Brigitte Kohout zuständig. Jedes Jahr entscheiden sie aufs Neue, wie die Figuren, die vermutlich vor dem Zweiten Weltkrieg angeschafft wurden, stehen sollen. Was sie aussagen sollen. Denn hier wird nun mal die wichtigste Geschichte des Christentums erzählt. Dieses Mal ist wieder etwas anders. „Einer der Hirten hat ein Kopftuch passend zum Leinenmantel erhalten. Und Maria hat einen dicken Bauch und eine Decke aus Teddyplüsch dabei“, erklärt Laura Winkler, die das „Krippen-Gen“ bereits in die Wiege gelegt bekommen hat. Ihr Vater, Diakon Heinz Braun, und ihre Mutter haben Krippen gesammelt. Etwa 200 Stück von der Nussschalen-Krippe bis zum Glasexemplar umfasst die Sammlung. Und auch bei Laura Winkler daheim stehen sicher sieben Stück. „Wenn wir früher auf Weihnachtsmärkten waren und meine Schwester und ich stolz wieder eine neue Krippe gefunden hatten, stellte sich heraus: Die haben wir schon“, erzählt Winkler aus ihrer Kindheit. So ging es auch Heinz Braun selbst. „Als meine Frau und ich in Porto im Urlaub waren, kauften wir uns gegenseitig eine Krippenfigur. An Weihnachten packte jeder sein Geschenk aus – es war dasselbe.“

Die Kleidung besteht
aus recycelten Stoffen

Die Krippen-Leidenschaft hat Laura Winkler bereits an ihre Tochter Lilly (11) weitergegeben: Sie hat unter anderem eine aus Playmobil. Und erhält vom Opa jedes Jahr eine Holzfigur von Ostheimer. „Ich finde, es gehört zur Adventszeit dazu. Kinder wachsen damit bereits im Kindergarten auf“, sagt Laura Winkler, die als Erzieherin im Kindergarten St. Suitbertus arbeitet. Die filigranen Figuren in der St.-Suitbertus-Krippe bestehen aus Holz – bis auf den Esel, der ist aus Ton. „Man sieht sogar jede Falte in Josefs Gesicht“, ist Winkler fasziniert von den Details. Vor zwei Jahren, als die Figuren für viel Geld restauriert wurden, nähte sie neue Kleidung für Josef, Maria und die Hirten – aus recycelten Stoffen. Melchiors Mantel war beispielsweise einst ein flauschiges Kissen. Der ockerfarbene Mantel, den einer der Hirten trägt, gehörte einst Laura Winklers Mutter. Bis Mitte Januar können die Krippen besichtigt werden – am besten zu den Gottesdienstzeiten. Gottesdienste am 24. Dezember finden wie folgt statt:

St. Suitbertus, Papenberger Straße 14B: Die Krippenfeier speziell für Familien mit Kindern beginnt an Heiligabend um 15 Uhr. Die Christmette findet um 18 Uhr statt.

St. Marien, Wilhelmstraße 20D: 16.30 Uhr: Wortgottesdienst am Heiligen Abend

St. Josef, Berghauser Straße 20: 22 Uhr: Heiligabend-Christmette

St. Engelbert, Vieringhausen 139: Beginn am Heiligen Abend ist hier um 20 Uhr

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