Advent in St. Mauritius Eine Krippe, die in der Moderne spielt

Meerbusch · Das Krippenteam von St. Mauritius setzt sich auch in diesem Jahr kritisch mit der Gegenwart auseinander.

Das Krippen-Team von St. Mauritius will aktuelle Themen in die Büdericher Krippenlandschaft einbauen.

Foto: Angelika Kirchholtes

In der dunklen Kirche von St. Mauritius leuchtet ein heller Schein. Rechts vorne ist eine Krippe aufgebaut, die auf die Geburt von Jesus Christus hinweist. Eigentlich nichts Besonderes in der Adventszeit. Doch es ist keine gewöhnliche Krippe, die die Geburt des Heilandes in Bethlehem darstellt. „Wir möchten die Szene ganz nahe zu uns heranholen und haben sie deshalb nach Büderich verlegt“, sagt Erika Förster, die seit 1999 dem Krippenteam angehört.

Das ist schon an den Gebäuden zu erkennen, die den Rahmen bilden: das weiße historische Gehöft von 1756 und der Lindenhof an der Dorfstraße stehen neben dem Alten Kirchturm mit dem Beuys-Mahnmal. Im Hintergrund ist der Siebenschmerzensweg zur Niederdonker Kapelle Maria in der Not zu erkennen. Die Figuren beschränken aber nicht auf die weihnachtliche Szene aus der Bibel. Sie nehmen Bezug auf heutige Probleme und werden von Woche zu Woche verändert.

„Unsere Krippe bleibt vom 1. Advent bis Ende Januar stehen. Aber jede Woche ändert sich etwas, passend zur Lesung in der Messe“, erklärt Kirchenmusiker Johannes Maria Strauss, der die Federführung derzeit innehat. Entstanden ist diese Idee nämlich schon vor 23 Jahren im Liturgiekreis von Pfarrer Pütz. Seitdem präsentiert sich die Krippe jedes Jahr anders. Wobei die typischen Gebäude aus Büderich, die in Handarbeit gezimmert wurden, immer wieder verwendet werden. Diesmal bleibt beispielsweise die Remise von Haus Meer im Keller.

„Schon vier Wochen vor der Adventszeit treffen wir uns, um zu überlegen, welche Themen wir aufgreifen und welche zusätzlichen Figuren und Gebäude wir brauchen“, erzählt Theologiestudentin Karoline Laimer. Im zentralen Bereich steht vom zweiten bis dritten Advent ein Flüchtlingszelt, davor ein Tisch, auf dem sich Teller mit Lebensmitteln befinden. Eine Ehrenamtliche bringt gerade frisches Brot vorbei. Weitere Helfer kümmern sich um die Flüchtlinge. „Seit 2000 Jahren hat sich nicht viel auf der Welt geändert. Krieg und Vertreibung gab es damals und gibt es heute“, bedauert Barbara Jekel, die erstmals mit dabei ist.

Die Krippe verbindet
aktuelle Themen und die Bibel

Aber auch die Probleme der Einheimischen werden thematisiert. So ist eine Zapfsäule mit Flatterband versperrt, weil es keinen Kraftstoff mehr gibt. Eine Villa im Bauhausstil wirkt verwaist, der Garten heruntergekommen. „Diese Szene steht für die geplatzten Träume der Menschen. Der Luxus ist nicht mehr finanzierbar“, erklärt Laimer. Auch die Figur im Homeoffice soll zum Nachdenken anregen. Fehlender sozialer Kontakt führe zu Vereinsamung. Daneben steht Johannes, der Täufer, und verkündigt seine Botschaft: „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe.“

In der Mitte des Adventsbildes erwacht gerade ein knorriger Baumstumpf zu neuem Leben. Bis Weihnachten wird hier neues Leben in Form einer Blume wachsen. „Wir können unsere Augen nicht vor den weltweiten Problemen verschließen. Wir leben nicht in einer idyllischen Blase“, ergänzen Miriam Witsch und Susanne Strauss. Die Frauen sind alle in der Gemeinde St. Mauritius engagiert, auch in anderen Funktionen. Sie freuen sich über jeden, der im Krippenteam mitmachen möchte. Denn die Vorbereitung und das Aufstellen der Szenen mache Arbeit, aber auch Freude. Sie haben die Figuren aus Modelliermasse gefertigt, für alle Kleidung genäht. Sogar Pastor Pütz und Küster Josef Weiler sind für Insider zu erkennen.

Mit tatkräftiger Hilfe der Schützenkompanie Gesellschaft Hildegundis von Meer und des Dachdeckers Toni Plenkers wurde die Krippenlandschaft aufgebaut. Nun können die Besucher gespannt darauf sein, was sich in den nächsten Wochen tut. In der Geburtsszene zu Weihnachten kommen natürlich auch die Schäfer und zum 6. Januar die drei Weisen aus dem Morgenland vor. Denn die Botschaft des Jesuskindes gilt für alle Menschen. Im Januar wird dann sogar einiges aus dem Leben des Heilandes dargestellt. Die Büdericher Kirche ist tagsüber bis zur Dunkelheit offen. Ein ausgelegtes Blatt erläutert die Szenen.